Leavingcomfortzone - so geht´s!
Ich kann ich noch genau daran erinnern als Romy von Leavingcofort.zone vor etwas über drei Jahren mit ihrer Familie auf Weltreise ging. Ja, damals war ich noch etwas neidisch, weil wir nicht auf Weltreise sind. Mittlerweile möchte ich gar nicht mehr auf Weltreise, da habe ich ganz andere Pläne. Aber das ist ein anderes Thema...
Als Romy nun ihr Weltreise-Buch "Herz schlägt Kopf" herausbrachte wurde ich dennoch aufmerksam. Zugegeben, der Titel machte mich sofort neugierig. Die Weltreise interessierte mich weiter weniger, aber das Thema worum es ihr eigentlich ging: um das "sein Leben in die Hand zu nehmen", "das Weiterentwickeln" und das "zu sich selbst finden". Daher habe ich nach kurzem Überlegen mich entschieden das Buch zu lesen. Und innerhalb kürzester Zeit hatte ich es durch.
Aufgrund der Geschehnisse vor allem in den vergangenen zwei Jahren, habe ich mich - wie ihr vielleicht gemerkt habt - noch intensiver mit vielen Dingen auseinandergesetzt. Da sich vieles mit Romys Buch deckt, habe ich mich darüber kurz mit ihr unterhalten. Leider natürlich nur per mail, aber ich denke wir hätten vieles noch ausführlicher besprechen können.
Hallo Romy,kurz vorweg: Vier Monate vergehen sehr schnell, vor allem wenn man unterwegs ist. Ich persönlich finde es ein hohes Tempo für eine Weltreise. Du schreibst manchmal selbst, dass du manche Orte gerne intensiver oder anders kennen gelernt hättest.
Würdest Du es noch einmal so machen, Dir mehr Zeit nehmen oder gar den Fokus vielleicht nur auf einen Kontinent legen?
Ich fang mal mit dem Hintergrund an, warum Weltreise in vier Monaten. Am Anfang standen zunächst die vier Monate fest, mehr hatte Tobias nicht bekommen von seinem Arbeitgeber. Anschließend haben wir uns überlegt, welche Ziele wir gerne dabeihätten. Eine richtige Weltreise, also einmal rumfliegen, war gar nicht geplant. Allerdings haben wir irgendwann festgestellt, dass es keinen Sinn ergibt, kreuz und quer zu fliegen und haben uns letztendlich dazu entschlossen, tatsächlich straight um den Globus zu fliegen. Es war nicht leicht einen Kompromiss zu finden, denn Tobias ist eher der Typ „Möglichst viel sehen“ und ich eher der Typ „Länger an einem Ort“. In manchen Ländern waren wir deshalb länger, in manchen nur kurz. Insgesamt ging es mir aber, besonders am Ende, zu schnell. Es war ok so, aber die nächste Auszeit (wir planen da gerade wieder was) wird definitiv anders aussehen. Deutlich langsamer und ja, lieber länger auf einem Kontinent.
Ohne zu viel vorweg zu nehmen, in Deinem Buch geht wie eingangs angedeutet prinzipiell weniger um die Reise an sich als um die Verwandlung, die in Dir selbst stattgefunden hat. Du preist keine Sehenswürdigkeiten an und du gehst wenig auf die Besonderheiten dieser Reise mit einem Kleinkind ein, sondern sprichst ganz klar über die Gefühle und Verwandlung in Dir. Deine Erkenntnisse, deine neu gewonnenen Einsichten stehen im Vordergrund. Ihr seid ja aber auch sonst gerne gereist und viel unterwegs gewesen.
Denkst du ohne diese Weltreise hättest du es wirklich nicht geschafft aus dem Hamsterrad auszubrechen und Dein Leben neu zu sortieren? Hast du genau diesen Impuls gebraucht?
Ich glaube ich hätte es nicht so schnell geschafft. Mein ursprünglicher Plan war ja, nach der Weltreise wieder in meinen Job zurückzukehren. Ich wollte ja gar nicht kündigen, weil ich immer dachte, ich finde nichts Anderes, das mir Spaß machen könnte und dass ich dann doch lieber bei dem bleibe, was ich schon jahrelang mache. Ich war extrem sicherheitsorientiert.
Doch als ich dann kündigen musste, um diese Reise machen zu können, hat sich irgendein Schalter umgelegt. Ich habe mich plötzlich sehr befreit gefühlt und das hat mir auch Mut gegeben die nächsten Schritte zu tun. Ich habe mich quasi selbst ins kalte Wasser geschmissen und um da wieder rauszukommen, musste ich handeln. Vielleicht würde ich heute immer noch in meinem alten Job sitzen, wenn das alles nicht gewesen wäre.
Gleich im ersten Kapitel deines Buches gibt es die Überschrift: „Kinder leben im Jetzt, Erwachsene im Morgen“ Ich ertappe mich oft, dass ich genau darüber nachdenke und meine Mitmenschen auffordere mehr im Jetzt zu leben. Ich habe mein Leben selbst immer mehr auf das „Jetzt“ verlagert – würde ich sagen. Und ich bin sehr glücklich damit. Aber sind wir ehrlich, ein wenig an Morgen denken müssen wir schon…
Du sagst ja selbst, dass es dir das schwer fällt nicht an „das Später“ zu denken. Wie ist das jetzt bei Dir, denkst Du seit der Weltreise weniger an Morgen? Lebst du mehr im Jetzt?
Mein Sicherheitsdenken habe ich natürlich nicht komplett abgelegt, deshalb denke ich sehr oft an „Morgen“. Vor allem daran, dass es mir bzw. uns auch noch gut geht, wenn wir mal alt sind. Und das ist auch gut daran zu denken. Aber man sollte sich nicht in irgendeine Angst hineinsteigern. Wie heißt es so schön: „Die meisten Sorgen macht man sich um Dinge, die nie eintreten.“
Bei mir war es oft dieses Sorgen machen, Zukunft = Sorgen und das ist um sehr viel besser geworden. Jedes Mal, wenn ich mich mal wieder mit Zukunftsgedanken ertappe, besinne ich mich auf das, was gerade jetzt ist. Jetzt geht es mir gut und das sollte ich genießen. Ich nehme mir immer noch meine Tochter (mittlerweile 9 Jahre) als Vorbild. Wenn wir etwas zusammen unternehmen, konzentriere ich mich auf genau das. Ich lasse mich gerne von ihrer Unbeschwertheit anstecken.
Was mir noch aufgefallen war, Deine Erwartungen waren teils sehr hoch. Du schreibst davon sozusagen ein „Dauergrinsen“ auf dieser Reise erwartet zu haben. Du wurdest enttäuscht, denn so war es nicht. Gleichzeitig hat es Dir aber auch wieder neue Erkenntnisse geliefert.
Würdest Du sagen, dass war bisher vielleicht auch ein Problem in Deinem Leben? Man schätzt vieles nicht so wie es ist, möchte es besser, schöner und toller, dabei ist es eigentlich schon perfekt?!
Ja, oft ist das so, dass man, sobald das eine Level erreicht ist, man direkt ins nächste möchte. Man vergleicht sich ja auch immer mit denen, die es „besser“ haben, als mit jemandem, dem es schlechter geht. Typisch Mensch, würde ich sagen. Aber das war nicht mein Problem. Ich wusste, ja, dass alles gut ist, dass es mir und uns sehr gut geht. Ich hatte auch oft ein schlechtes Gewissen, weil ich trotzdem unzufrieden war. Ich habe mich aber einfach nicht erfüllt gefühlt, mit dem was ich tat. Ich hatte keine Motivation und keine Energie und ich wusste nicht wie ich das aufbringen sollte. Ich wollte morgens aufwachen und mich auf den Tag freuen. Ich wollte etwas machen, worin ich aufgehe, das keine Arbeit in dem Sinne ist. Und es hat mich fast verrückt gemacht, dass ich nicht wusste, was das sein könnte.
Heute weiß, dass ich jahrelang meine Kreativität unterdrückt habe und dass ich ein Mensch bin, der zwischendurch viel Ruhe braucht, um sich selbst zu fühlen.
Ich habe seit Beginn meiner Ausbildungszeit immer genau das Gegenteil gemacht, weil ich dachte, dass das gut ist und man das von mir erwartet. Ich habe BWL studiert, eine kaufmännische Ausbildung gemacht und viel mit Zahlen und Projektmanagement zu tun gehabt. Ich habe immer krampfhaft versucht kommunikativ zu sein, dabei bin ich ein introvertierter Mensch. Das ist einfach irgendwann hochgekommen und hat sich in einer tiefen Unzufriedenheit bemerkbar gemacht.
Ich dachte damals aber, wenn ich erstmal weg bin, dann wird sich das alles legen und die Reise wird mich glücklich machen. Ist ja schließlich was richtig Tolles. Wenn man da nicht gut drauf ist, wann dann. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass das nicht so ist, denn seine Gedanken nimmt man immer mit, egal wo auf der Welt man sich befindet.
Heute lebe ich meine kreative Ader, die ich als Kind und Teenager schon hatte und die ich aber im Laufe der Zeit nicht mehr beachtet habe, voll aus. Ich schreibe unheimlich gerne, ich lese Unmengen von Büchern, gestalte hier und da selber etwas, mache Handlettering und liebe es vor allem, was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, viele Dinge auszuprobieren (Upcycling, wiederverwenden von Verpackungen etc.) Und, ganz wichtig, ich nehme mir kleine Auszeiten ganz für mich allein. Bis ich das aber alles herausgefunden habe, das hat gedauert.
Abschließend darf natürlich dennoch die Frage nicht fehlen, was war am Schönsten? Ich weiß, dass kann man je länger eine Reise ist nicht sagen, denn es gibt so viele tolle Momente. Aber wenn Du nun an einen Ort zurück dürfest, wo würdest Du als erstes noch einmal hinreisen?
Puh, das ist wirklich schwierig. Ich denke, es wäre Neuseeland. Da waren wir ja leider nur eine Woche, was für dieses wunderschöne Land viel zu kurz ist. Früher war ich aber nicht so ein Naturfreak. Ich hätte große Lust dort mit einem Campervan zu reisen und mir alles ganz in Ruhe anzuschauen und die Natur in mich aufzusaugen. Ich würde mal behaupten, dass Tobias und Mila das ähnlich sehen J
Danke Romy für das Interview und alles Gute!
Kurzrezession zum Buch "Herz schlägt Kopf":
Kurz gesagt: mehr als ein bloßes Weltreise-Buch einer Familie. Es ist vor allem ein Weltreise-Buch, dass nicht nur über die Reise durch verschiedene Länder an sich eingeht, sondern vielmehr auf die Veränderungen die dadurch in einem hervorgerufen werden können. Denn die Reise um den Globus hat die Autorin Romy Schneider hauptsächlich genutzt um zu sich selbst zu finden.
Ich finde, es ist also vor allem ein Buch für alle die etwas in ihrem Leben ändern wollen. Für alle, die vielleicht noch auf der Suche sind, ihre Erfüllung zu finden. Romy macht Mut etwas zu ändern, wenn man unzufrieden ist. Sie motiviert die Komfortzone zu verlassen und Dinge anzupacken auch wenn es einem schwerfällt. Romy schreibt viel über ihre Gedanken und Gefühle und ist dabei sehr authentisch. Mir hat hierbei vor allem die leichte Schreibweise und der ehrliche Ton gefallen. Man kann sich in vielen Situationen somit leicht wiederfinden.
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Birgitta (Donnerstag, 31 Dezember 2020 00:12)
Als Romy und ihre Familie auf Weltreise waren, haben wir sie auch gespannt verfolgt, weil wir damals bei der Planung unserer eigenen waren. Toll zu sehen, was daraus gewachsen ist.