Stadt mit prominenter Geschichte
Weißenfels? Weißenfels! Die Stadt an der Saale steht sicherlich bei kaum jemanden auf dem Plan einer Städtetour. Warum eigentlich nicht? Zugegeben, wir wären auch nicht "freiwillig" nach Weißenfels gekommen, aber unserer Stadterkundung mussten wir feststellen, dass es hier eine ganze Menge an historischen Highlights zu entdecken gibt.
Die Stadt Weißenfels:
Weißenfels liegt rund 35 Kilometer südlich von Halle (Saale) und 40 Kilometer weit süd-westlich von Leipzig entfernt in Sachsen-Anhalt. Vor der Deutschen Einheit im Jahr 1989 wohnten über 40.000 Menschen in Weißenfels. Doch viele zogen nach der Wende erst einmal weg und so schrumpfte die Einwohnerzahl stark. Mittlerweile kommen aufgrund der gut laufenden Wirtschaft, beispielsweise haben sich hier die Kunststoffsparte von Schüco und die Mitteldeutsche Getränke GmbH niedergelassen, wieder mehr Menschen nach Weißenfels. Die Stadt an der Saale mit mittlerweile wieder über 40.000 Einwohnern - allerdings inklusive aller bis 2010 elf eigenständigen Ortsteile - ist heute die bevölkerungsreichste Stadt im Burgenlandkreis.
Durch die Lage im eher engen Saaletal variiert die Höhenlage der Stadt beträchtlich. So liegt der Marktplatz auf etwa 100 m über Normalnull, die Bundeswehrkaserne im Bereich des Gewerbegebiets auf über 180 m.
Die Fußgängerzone mit Stadtbrunnen:
Mit der Deutschen Einheit kamen, wie bereits angedeutet, langsam einige Veränderungen in die Stadt. Nachdem etliche Bürger Weißenfels verließen, versuchte man in den vergangenen Jahrzehnten die Stadt wieder attraktiver und freundlicher zu gestalten. Deshalb finden seit vielen Jahren an allen Ecken und Enden der Stadt Sanierungs- und Restaurationsarbeiten statt. Auf dem Markplatz wird aktuell noch gearbeitet. Bis Ende 2018 soll dieser jedoch fertig sein und in neuem Glanz erstrahlen.
Die Fußgängerzone von Weißenfels, die Jüdenstraße, wurde im Zuge der Stadt-Erneuerung im Jahr 2000 saniert. In diesem Rahmen wurde auch der Stadtbrunnen, der die Stadtgeschichte Weißenfels darstellt, errichtet. Auf dem Stadtbrunnen sind Szenen, Dinge und Personen abgebildet welche die Stadt prägten. So sind auf dem Brunnen das Herzogspaar sinnbildlich für die kurfürstliche Residenz in Weißenfels zu sehen, eine Schusternäherin für die Schuhtradition, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach für die vielen Komponisten welche in der Stadt wirkten. Eine blaue Blume sowie eine Figur von Novalis (Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg) wurden als Vertreter für etwa fünfundvierzig Literaten gewählt. Novalis war der Begründer der "Blauen Blume". Die Blaue Blume, die Novalis´ Romanheld Heinrich von Ofterdingen sucht, gilt als Inbegriff der Romantik. Die Palme in der Mitte stehen für Herzog August und sein Sohn Johann Adolph I., welche Vorsitzende des Palmenordens, einer Bruderschaft, waren. Dieser Orden hatte sich die Reinheit der Deutschen Sprache auf die Fahne geschrieben.
Das Schloss Neu-Augustusburg:
Gut 30 Jahre lang wurde auf den Grundmauern der einstigen Weißenfelser Burg die Residenz für die Weißenfelser Herzöge - das Schloss Neu-Augustusburg - gebaut und 1694 fertiggestellt. Bis 1746 diente das Schloss dann der kursächsischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels als Residenz.
Im Jahr 1993 wurde das Schloss der Stadtverwaltung Weißenfels übergeben. Heute befinden sich im Schloss zwei große Dauerausstellungen. Zum einen eine Ausstellung zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels und der Stadtgeschichte (welche aktuell - Stand 04/2018 - allerdings wegen Umbauarbeiten nicht zu besichtigen ist), zum anderen das größte Schuhmuseum der neuen Bundesländer (Mehr zum Schuhmuseum im nächsten Punkt). Außerdem beherbergt das Schloss weitere ständig wechselnde Ausstellungen. Speziell für Kids gibt es ein Entdecker-Quiz im Schloss.
Wissenswertes rund um die Schlossgeschichte:
- Georg Händel war Leibarzt des Weißenfelser Herzogs Johann Adolf I. Dieser nahm einmal seinen siebenjährigen Sohn Georg Friedrich Händel mit ins Schloss. Der Junge spielte im Beisein des Herzogs so beeindruckend an der Kirchenorgel, dass dieser den Vater überzeugte, eine musikalische Bildung für den Sohn vorzusehen. Weißenfels gilt damit als Entdeckungsort von Georg Friedrich Händel.
- Johann Sebastian Bach fungierte als Weißenfelser Hofkapellmeister.
- Im Nordflügel des Schlosses befindet sich die Schlosskirche St. Trinitatis. Sie zählt zu den schönsten frühbarocken Kirchen Mitteleuropas.
- In den Kellerräumen der Kirche befindet sich noch heute die Fürstengruft der Herzöge von Sachsen-Weißenfels.
Das Schuhmuseum im Schloss:
Das Schuhmuseum im Schloß Neu-Augustusburg wurde im Jahr 1910 errichtet und ist eines der größten Deutschlands. Kein Wunder, blickt Weißenfels auf eine Jahrhunderte lange Schuhtradition zurück. Bereits im 12. Jahrhundert siedelten sich aufgrund der verkehrsgünstigen Lage – die via regia, eine der damaligen Hauptverkehrsstraßen, führte mitten durch Weißenfels - zahlreiche Schuhmacher hier an. Während der Zeit der herzoglichen Residenz in Weißenfels von 1680 bis 1746 erlebte das Schuhmacherhandwerk einen ersten bedeutenden Aufschwung. Denn zu dieser Zeit war der Bedarf an Luxus- und Gebrauchsschuhwerk sehr hoch. Man musste das Handwerk sogar auf 40 Meister beschränken.
Später war Weißenfels eine der bedeutendsten Schuhproduktionsstätten der DDR und kurzzeitig auch das größte Europas. Bis zu 30.000 Menschen arbeiteten in dem Kombinat VEB Schuhe. Mit der Deutschen Einheit begann die Schuhindustrie in Weißenfels jedoch stark zu bröckeln. Die Schuhmode war nicht auf dem neusten Stand. Erst wurden zahlreiche Mitarbeiter entlassen, 1992 wurde die Schuhproduktion dann komplett eingestellt.
Heute sind rund 5000 Schuhe aus aller Welt im Museum zu finden. Halbschuhe aus Finnland, Holzschuhe aus Holland, Stiefel aus Skandinavien,
Getas aus Japan. Barockschuhe, High Heels, Sandaletten - auch berühmte Schuhe stellt das Museum aus. So findet sich in der Ausstellung auch beispielsweise der „Schuh des Manitu“ oder ein Paar Turnschuhe von Dirk Nowitzki – Größe 51 wohlgemerkt.
Das Heinrich Schütz - Haus:
Heinrich Schütz wurde 1585 in Köstritz / Ostthüringen geboren und kam mit fünf Jahren erstmals nach Weißenfels, weil sein Vater dort einen Gasthof übernahm. Hier verbrachte er seine Kindheit. Im Alter von 14 Jahren wurde sein musikalisches Talent erkannt und er wurde an der Kasseler Hofschule zum Musiker ausgebildet. Schütz studierte, wurde zum zweiten Organisten berufen, schließlich Kapellmeister und seine Karriere nahm seinen Lauf. Er machte sich einen Namen als der deutsche Komponist des Frühbarock.
1651 erwarb Heinrich Schütz jedenfalls wieder ein Wohnhaus in
Weißenfels in welchem er von 1657 bis 1672 seinen Lebensabend verbachte. Hier schuf Schütz seine großen Spätwerke, beispielsweise sein letztes Werk, den Schwanengesang, 1671. Das Heinrich Schütz-Haus in Weißenfels ist das einzig original erhaltene Wohnhaus des Komponisten.
Zwei Jahre lang, von 2010 bis 2012 wurde es aufwendig saniert und bietet den Gästen nun eine interessante und authentische Dauerausstellung über das Leben und Wirken des Komponisten. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist sicherlich die wieder hergestellte Komponierstube in welcher zwei im Haus aufgefundene Notenfragmente des Komponisten gezeigt werden. Zahlreiche Klangbeispiele und Filme vermitteln einen Eindruck von der Kompositionsweise Heinrich Schütz´und auf vier Sofas können Erwachsene und Kinder in fiktiven Hörspielen dem Musiker begegnen. We mag, kann selbst einen Chorsatz von Schütz probieren: ein klingendes Notenpultlädt zum Mitsingen ein. Für Kinder gibt es auch hier - wie im Schloss - ein Entdecker-Quiz und Kinder können das Leben des Komponisten auf spielerische Weise kennen lernen.
Das Heinrich-Schütz-Haus wurde 2006 in das Blaubuch der Bundesregierung als ein kultureller Gedächtnisort von besonderer nationaler Bedeutung aufgenommen.
Tipps mit Kids und Schokofreunde: Fabrikverkauf in der Argenta - Schokoladenfabrik
Kein kulturelles Highlight, aber dafür bei Kindern sicherlich äußerst beliebt, ist ein Abstecher zur Schokoladenfabrik. 1935 wurde die Fabrik als „Argenta Schokoladenfabrik AG" gegründet. Mit der deutschen Einheit kam 1990 das Aus. Zunächst wurde die Firma nach kurzer Verhandlung zu „Friedel Süßwaren“ und das Sortiment umgestellt, doch 2002 kam das endgültige Aus. Seit 2004 ist Argenta beispielsweise wieder mit Nougattüten am Markt und in Weißenfels. 2015 eröffnete die Argenta Schokoladenwelt, mit Werksverkauf, Café und Pralinen-Seminaren.
Tipps für die Region:
- Freyburg inkl. Besuch der Rotkäppchen Sektkellerei
- Naumburg inkl. Naumburger Dom
- Bad Kösen
- Leipzig
- habt ihr Tipps? Dann her damit!
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Steffi (Montag, 18 Februar 2019 21:54)
Ich bin jetzt mal ehrlich: Von Weißenfels habe ich zuvor noch nie etwas gehört. Ich bin immer wieder überrascht, welche verborgene Schätze unser Land zu bieten hat. Vielen Dank fürs Vorstellen!
Liebe Grüße
Steffi | Reiselust und Fernweh
Kind im Gepäck (Montag, 18 Februar 2019 21:58)
Ja, wir wären ohne Grund auch nie hingefahren ;-)
Immer wieder spannend, was man entdeckt, da hast du vollkommenr recht!