Säntis - Die Wanderung

Immer steil den Berg hinauf

Die Wanderung auf den fast 2502 Meter hohen Säntis ist für viele verlockend. In rund 3,5 Stunden von der Schwägalp auf den Gipfel - warum nicht?! Ich werde es euch verraten. Die Wanderung auf den höchsten Berg des Alpstein ist schwer. Der Weg ist bei weitem nicht so einfach wie viele sich denken. Es geht nicht einfach nur bergauf. Es geht richtig steil den Berg hinauf. Oft auf schmalen Pfaden, über hohe Steinbrocken hinweg, nah am Abgrund entlang, über Geröll und im zweiten Drittel sollten beziehungsweise müssen oftmals auch die Hände zum Klettern eingesetzt werden. Ganz zum Schluss kommt dazu noch ein Klettersteig. Dieser führt steil die letzten Meter auf den Gipfel.

Säntis - der Wetterberg:

Der Säntis im alpstein bei St. Gallen.
Unverkennbar: Der Gipfel des Säntis mit der riesigen Antenne.

Der Säntis ist bereits von Weitem erkennbar. Nicht unbedingt weil er 2501,9 Meter hoch ist. Sein Erscheinungsbild, seine steilen Flanken, seine riesige rot-weiße Antenne auf dem Gipfel, seine Form - das alles macht ihn unverkennbar. Der Säntis gehört dem so genannten Alpstein an. Hier treffen drei Kantone zusammen: Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Sankt Gallen.  

 

Die exponierte Lage des Säntis sorgt für extreme Wetterbedingungen. In allen Monaten muss beispielweise mit Schnee gerechnet werden. Im August 1995 lag sogar ein Meter Schnee. Zudem ist es hier eigentlich immer sehr kühl. Die mittlere Temperatur beträgt −1,9 °CWährend des Orkans Lothar am 26. Dezember 1999 wurde eine Rekord-Windgeschwindigkeit von 230 km/h gemessen. Mit einem Jahresmittel von 2'837 mm ist der Säntis der nasseste Ort der Schweiz. Und jährlich wird der Säntis von etwa 400 Blitzen getroffen.


All diese Wetterrekorde zeigen auf, dass alleine schon deshalb der Säntis kein leichter Berg ist. Hier muss der Wanderer jederzeit mit allem rechnen und jeglichen starken und auch schnellen Wetterwechseln gewachsen sein. Es ist nicht selten, dass eine Wanderung bei strahlendem Sonnenschein gestartet wird und dann in dichten Wolken endet. Während es im Tal warme 20 Grad in der Sonne hat, sind es an den steilen Hängen oftmals nur knapp über 0 Grad. Der Wind pfeift einem hier gerne um die Ohren auch wenn unten kein Lüftchen zu spüren ist. Der Säntis ist wortwörtlich der Wetterberg.



Die Route im Detail:

Die Wanderung auf den Säntis startet auf der Straßenseite gegenüber der Säntis-Bergbahn. Von hier läuft man nur wenige Meter gemütlich über die Kuhweiden an der Schwägalp entlang, dann schon geht es über die Gmeinenwisen steil bergauf. Der Weg schlängelt sich größtenteils über Geröll und sogar größere Brocken hinauf, direkt auf die mächtigen Felswände der Musfallen zu. Wer hier schon mit der Trittsicherheit Probleme bekommt oder wessen Kondition gar schlapp macht dem sei geraten: dreht um! Unterhalb der Musfallen ist noch die beste Gelegenheit es sich anders zu überlegen. Denn es wird nicht einfacher, sondern von nun an noch beschwerlicher und viel steiler.  

An der Felsbastion Musfallen angelangt bietet sich die Möglichkeit einer ersten kurzen Trink- und Verschnaufpause. Denn von hier ab geht es hauptsächlich über Tritte und Stufen durch die Musfallen steil bergauf. Viele Stellen sind natürlich durch Stahlseile gesichert. Dennoch wird hier gleich mal die Schwindelfreiheit der Wanderer getestet. 

An den Hängen der Musfallen sind die Pfade sehr schmal und manchmal blickt man nahezu senkrecht in die Tiefe. Im Zickzack geht es hinauf.

 

Oben angelangt führt der Wanderweg über eine breites Gras- und Geröllband weiter. Hier ist es nicht mehr ganz so steil, gemütlich wird es dennoch auch auf diesem Wegabschnitt nicht. Denn weiterhin gilt es sich immer wieder den Weg über mal kleinere und größere Felsbrocken nach oben zu bahnen. Lediglich ein sehr kurzer Abschnitt führt die Wanderer fast ebenerdig - wirklich einmalig bei dieser Wanderung - wenige Meter entlang einer Felswand. Danach windet sich der Pfad abermals standesgemäß gen Gipfel und es müssen weitere kürzere Treppenabschnitte bezwungen werden. Diesen Abschnitt nennt man auch den Ellbogen, aufgrund der Schleife die gelaufen wird.

 


Dann, nach etwa 1,5 bis 2 Stunden, kommt endlich der traditionsreiche Berggasthof Tierwis in Sicht. Noch einige kleine Stufen und Windungen entlang des Pfad und es ist geschafft - das Berggasthaus Tierwis ist da und der Hahn grüßt. Wer die Rufe des Hahnes übrigens schon einige Meter vor Erreichen des Berggasthauses hört muss sich nicht wundern: hier oben kräht wirklich der Hahn. Es sind keine Halluzinationen.

Wer es bis hier hin geschafft hat, hat den anstrengendsten Teil hinter sich. Ab Tierwis wird die Wanderung zwar keinesfalls leichter, aber auf eine bestimme Art und Weise genussvoller. Der Gipfel ist jetzt nahezu durchweg zu sehen, was ein großer Ansporn ist. Zudem führt der Weg führt hier oben durch eine gewaltige Steinwüste hindurch, an riesigen Felsen vorbei. Die imposante Faltung des Gebirge, des Alpsteins, ist zu sehen. Ein wahrlich grandioser Anblick.

 

Hat man sich erst einmal durch die Steinwüste hindurchgekämpft wartet selbst im Sommer meist noch auf Höhe von Stütze 2 ein breites Schneefeld. Ab hier gilt es besonders auf die zahlreichen Wegemarkierungen zu achten. Denn ab dem Fuße dieser Felswände ist der Weg oftmals nur noch schlecht zu erkennen. Immer wieder müssen die Wanderer auch ihre Hände zur Hilfe nehmen um sich nach oben in Richtung Gipfel zu arbeiten. 

Durch die Steinwüste auf den Säntis hinauf.
Durch die Steinwüste auf den Säntis hinauf.

Am Grat angekommen ergibt sich ein ganz neuer Ausblick - auf die Überreste des Blauschnee-Gletscher. Ab hier ist der Pfad wieder mit Drahtseilen versichert. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ist dennoch ein absolutes Muss. Manche Steine sind nämlich, durch die hohe Frequenz an Wanderern auf dieser Route, zum Teil rutschig. So können einige Stellen vor allem bei falschem Schuhwerk eine Herausforderung werden. Der kurze Grat folgt dann geradewegs auf den letzten steilen Anstieg zu: die Himmelsleiter. Dieser finale Abschnitt wird seinem Namen mehr als gerecht, da man auf hohen Eisenstufen gefühlt nahezu senkrecht gen Himmel oder besser gesagt Gipfel steigt. Schritt für Schritt zieht man sich nach oben und dann hat man es geschafft. Das Gipfelbuch wartet am Eingang zur Bergstation des Säntis.

 

Wer zum Gipfelkreuz gelangen möchte muss sich noch den Weg durch die Bergstation einige Stufen nach oben bahnen. Hier steht das kleine Gipfelkreuz, bei weitem nicht so imposant und mächtig wie die riesige Sendeantenne. 

Die Himmelsleiter von oben am Säntis-Klettersteig.
Blick auf den Grat und den steilen Klettersteig von oben.
Das alter Bergasthaus am Säntis.
Der Blick auf das alte Berggasthaus Säntis.

Mehr Säntis für Nicht-Wanderer und Familien:

Diese Ausblicke können alle genießen, auch ohne die schwere Wanderung auf den Gipfel des Säntis. Wer mag kann einfach mit der Schwebebahn nach oben fahren und von dort die mutigen Wanderer beobachten.

 

Auf dem Gipfel selbst gibt es auch noch einiges zu erleben. In meinem Beitrag über den Säntis - der Berg sind alle Aktivitäten rund um bzw. auf dem Säntis nachzulesen. Ein Highlight ist beispielsweise die neue Erlebniswelt.


Fakten zur Normalroute auf den Säntis:

  • Wegstrecke: ca. 5 Kilometer
  • Dauer: ca. 3 - 4 Stunden
  • Schwierigkeitsgrad: T3 (+ kleiner Klettersteig) / schwer
  • Höchster Punkt: 2502 Meter
  • Technik und Kondition: Technik 6, Kondition 6 (von jeweils 6)
Leider musste ich feststellen, dass die Wanderung von einigen Leuten falsch eingeschätzt wird. So manch Wanderer war bereits im unteren Drittel körperlich am Ende oder hatte gar mit der nicht vorhandenen Schwindelfreiheit zu kämpfen.
Auf einer Bergwanderung am Säntis kann dies schnell tragische Folgen haben. Stürze über die steilen Felsen hinab sind meist tödlich.
Wanderausrüstung und die richtige Einschätzung des eigenen Könnens ist ein Muss.

Fazit zur meiner Säntis Wanderung:

Ich muss gestehen, dass ich mir die Wanderung etwas einfacher vorgestellt habe. Nicht unbedingt was die Technik betrifft, sondern vor allem was die Kondition angeht. Auf Berge bin ich in letzter Zeit ja so einige gelaufen, aber keiner war bisher so herausfordernd wie der Säntis. Was ganz einfach dem geschuldet ist, dass es wirklich nur steil bergauf geht.

 

Bei zahlreichen Wanderungen hat man nach steilen Anstiegen oftmals Abschnitte die einfacher sind und der Körper wieder zur Ruhe kommt. Diese gibt es beim Säntis nicht wirklich. Ständig ist Konzentration gefordert und nahezu ohne Pause geht es steil bergauf. Vor allem für mich, mit halber Lunge, macht sich das doch bemerkbar. Ich bin ganz schön ins Schnaufen gekommen.

 

Ein Problem ist dabei vielleicht auch, dass selbst unter der Woche auf dieser Wanderung gut etwas los ist. Zum Einen spornt es natürlich an, zum Anderen aber versucht man gerne irgendwie mitzuhalten. Man erhöht das Tempo ohne es eigentlich zu wollen. Ich persönlich laufe deshalb am liebsten ganz alleine und ohne "Druck".

Säntis Wanderung
Säntis Wanderung

Technisch gesehen war es ebenfalls herausfordernd, aber hat mir persönlich auch sehr viel Spaß gemacht. Hier muss man wirklich sicher sein in dem was man tut. Vor allem im oberen Drittel, im letzten Abschnitt, wird man als Bergwanderer gut gefordert. Eine tolle Sache!

 

Nochmals erwähne ich aber, dass jeder Wanderer hier noch mehr als oftmals sonst wissen muss was er tut. Die Worte anspruchsvoll, herausfordernd oder trittsicher fallen im Zusammenhang mit der Wanderung nicht umsonst. Bitte beachtet dies.


Noch mehr am und rundum den Säntis erleben:


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