Wildtiersafari rund um Las Vegas
Na, was sind Eure ersten Gedanken zu Nevada? Wüste? Öde Landschaften? Hab ich recht?! Vielleicht Las Vegas und Leuchtreklame noch?
Wer an Las Vegas oder eben Nevada denkt, verbindet damit nicht unbedingt eine artenreiche Tierwelt. Oder? Dabei beheimatet das Gebiet des sehr weitläufigen Bundesstaates Nevada eine der größten artenvielfalten des Westen. Nevada beherbergt zudem neun nationale und 13 staatliche Wildschutzgebiete und zahlreiche weitere geschützte Lebensräume. Hier gibt es mehr unberührte Wildnis als in jedem anderen Bundesstaat der Lower 48. Von der sonnigen Mojave-Wüste über bergige Hochwüstentäler bis hin zu hohen Gebirgen gibt es alles im Silver State. Kein Wunder also, dass es gerade hier so viele verschiedene Tierarten gibt.
Kleine Oase mitten in Las Vegas:
Bereits wenige Autominuten vom Stadtzentrum von Las Vegas entfernt liegt eines dieser Reservate: das Springs Preserve. Wer auf die Karte schaut, stellt fest, dass es sogar mitten im Großraum Las Vegas ist und mag verwundert sein. Das Springs Preserve beherbergt dennoch mehr als 250 Arten der einheimischen Tierwelt Nevadas. Hier gibt es von Schmetterlingen und Vögeln bis hin zu Füchsen und der für Nevada berühmten Wüstenschildkröte Mojave Max alles zu sehen. Die Wege und Pfade schlängeln sich durch das Gelände, an Feuchtbiotopen vorbei, durch botanische Gärten hindurch sowie an eindrucksvollen Exponaten vorbei. Vor allem für Kinder ist dieses Reservat sehr aufschlussreich und interessant. Zugegeben, es ist eine Art Zoo. Somit gleichermaßen für viele Familien ein tolles Ausflugsziel.
Für uns wäre es allerdings nichts. Wir bevorzugen lieber in die wahre Natur Nevadas vorzudringen und die Weiten der Wildnis zu erkunden. Es gibt schließlich so viele einzigartige Plätze Bighorn-Sheeps, Wildpferde, Burros und Zugvögel zu beobachten. Und das alles in freier Wildbahn. Sogar den seltensten Fisch der Welt kann man unweit von Las Vegas bestaunen. Ok, seinen Lebensraum, denn der Zugang zu seinem Gewässer ist natürlich abgesperrt. Solltet ihr nicht Biologe sein, werdet Ihr den Fisch wohl nie sehen. Lasst uns also die Tierwelt erkunden!
Schafe, Antilopen und sogar Elche
Beginnen wir mit dem verwunderlichsten und wohl von niemanden in Nevada vermuteten Tier: dem Elch. Tatsächlich lässt sich dieser im äußersten Norden des Staates, fernab jeglichen Massentourismus in Las Vegas, finde. Das Gebiet in welchem eine kleine Population von Elchen regelmäßig zu finden ist, zumindest im Frühjahr, nennt sich Jarbridge. Eine gebirgige Region mit tiefen Schluchten und dichten Wäldern. Der ideale und auch einzige Lebensraum für den Elch in Nevada.
Seit den 1960er Jahren gab es regelmäßige Sichtungen von Elchen in diesem Gebiet. Heute hält sich eine Population von einigen Dutzend Tieren in den Schluchten des Bruneau River und des Jarbidge River auf. Und die in den letzten Jahren geborenen Kälber machen große Hoffnung auf eine dauerhafte und etwas größer werdende Population in dieser Region.
Ebenfalls in den nordöstlichen Gebieten des Staates beheimatet sind die Rocky Mountain Hirsche. Sie sind typischerweise im Frühjahr und Herbst dort zu sehen, In einem recht kleinen Korridor, etwa 30 Kilometer von Ely entfernt liegt die Ely Elk Viewing Area. Das Gebiet lässt sich allerdings nur mit einem SUV erkunden, denn es geht über unbefestigte Straßen.
Neben den kaum in Nevada vermuteten Elchen lebt sogar das schnellste Landtier Nordamerikas - und damit das zweitschnellste Tier überhaupt - in diesem Bundesstaat: die Gabelhornantilope. Sie kann bis zu 120 Kilometer pro Stunde schnell werden.
Ihre Population hat durch Lebensraumzerstörung und Jagd stark gelitten und war auf rund 13 000 Tiere gesunken. Doch die Ausweisung eines Schutzgebietes, dem Sheldon National Wildlife Refuge im Nordwesten im Jahr 1931, hat die Antilope vor dem Aussterben bewahrt. Die Chance eines der Tiere zu Gesicht zu bekommen ist dort am höchsten. Doch auch in vielen weiteren Teilen sind Sichtungen zum
Glück keine so große Seltenheit mehr.
Wer nicht bis in den hohen Norden fährt, sondern in der Umgebung von Las Vegas das Wildlife beobachten möchte, dem Raten wir einen Ausflug ins Valley of Fire - nordöstlich von Las Vegas - zu unternehmen. Hier hat man gute Chancen einem anderen dieser Tieren zu begegnen: nämlich dem Wüstenbockschaf. Vor allem am frühen Morgen oder Nachmittag, wenn nicht allzu viele Besucher auf den Straßen und Wanderwegen unterwegs sind. Manchmal grasen sie unweit der Picknickstellen, meist klettern sie aber über die steilen roten Felsen des imposanten State Parks. Wir haben die Tiere schon überall angetroffen. Direkt am Parkeingang, auf der Straße und nahe der Wanderwege.
Nevada ist die Wüstenbockschaf-Hauptstadt des Westens, denn nirgendwo sonst trifft man das Schaf so häufig an als hier. Die Wüstenbockschafe sind nicht nur sehr anpassungsfähig, schließlich leben sie in der sengenden Hitze der Mojave-Wüste, ebenso wie in deren bitteren Kälte. Sie sind auch äußerst flink und können mit fast bis zu 50km/h die Felswände hinauf klettern. Noch ein Vorteil in der Wüste: sie können bis zu drei Tage ohne Wasser auskommen.
Die Wüstenbockschafe sind zudem oft auf den Wiesen in Boulder City und dem Ufer des Walker Lake zu finden. auch in der Alta-Toquima Wilderness, wo die Wüstenbockschafe in einer Höhe von über 3.500 Metern leben oder im Desert National Wildlife Refuge, haben sie ihr zu Hause. Letzteres wurde eigens für den Schutz dieser Tiere eingerichtet und führte dazu, dass das Refuge inzwischen die größte Population dieser Tiere auf der Erde beherbergt.
Von wilden Eseln und Pferden:
Mit mehr als 40 000 Tieren hat Nevada landesweit die größte Population an Wildpferden. Und nicht nur das: mit mehr als 3000 Tieren gibt es in Nevada auch die zweitgrößte Population an Eseln. Beide Unpaarhufer streifen in Herden im ganzen Bundesstaat frei umher.
Pferdefreunde sollten daher unbedingt den Washoe Lake State Park zwischen Reno und
Carson City aufsuchen. Denn dort ist eine Herde dafür bekannt, zu jeder Jahreszeit am Ufer entlang zu tollen und im flachen Wasser zu plantschen. Autofahrer, die auf der US-395 durchs Washoe
Valley oder von Reno nach Virginia City hinauf entlang des Truckee River Canyon fahren, können Zeugen davon werden.
Kein schlechter Ort für Begegnungen mit Eseln ist Beatty. Mehr als 800 dieser felligen Exemplare haben sich nämlich in und um diesen Ort am östlichen Rande des Death Valley niedergelassen. auch im nahe gelegenen Rhyolite Ghost Town sind zahlreiche Burros zu finden. Nördlich des Death Valley, sogar noch etwas nördlicher als der Mono Lake, befindet sich ein weiterer toller Ort um Burros und wilden Pferden zu begegnen. Es ist das erste offiziell anerkannte Schutzgebiet seiner Art: die Marietta Wild Burro Range. Dort lebt eine Herde von etwa 100 Wildeseln, sowie zahlreichen Wildpferden, die in der Geisterstadt umherstreifen.
Wir hatten damals in Beatty eine andere echt abgefahrene Begegnung.
Seltener Fisch im trockenen Wüstenstaub
Das Wunder der Wüste könnte man es nennen. Wer hätte gedacht, dass sich gerade hier eine der seltensten Kreaturen versteckt hält und dazu noch ein Fisch. Das Ash Meadows National Wildlife Refuge ist aber buchstäbliche eine Oase in der Mojave-Wüste. Es ist der einzige Ort, an dem 27 endemische Pflanzen- und Tierarten - die höchste Konzentration in den Vereinigten Staaten - auf 23000 Hektar Wüstenhochland, üppigen Feuchtgebieten und saphirblauen, quellgespeisten Gewässern ihr zuhause finden.
Und in einer - von außen etwa 3 auf 7 Meter kleinen - Quelle namens Devils Hole lebt dieser Star unter den Fischen: der Desert Pupfish. Von diesen Fischen gibt es nur etwa 200 Stück, was sie zu den seltensten Fischen der Welt macht. Wir haben das Ash Meadows und natürlich auch den Devils Hole Pupfish bei einem unserer Ausflüge aufgesucht. Im Gegensatz zum benachbarten Death Valley Nationalpark ist Refuge wirklich nichts los. Ich weiß nicht ob wir überhaupt irgendjemand angetroffen haben. Es erschien uns damals nicht sonderlich spannend. allerdings führt ein System von Wanderwegen und Stegen durch die Landschaft - wer Natur und Ruhe sucht ist hier richtig.
Place to be für Vogelfreunde:
Wie bereits angedeutet ist Nevada oftmals ein stark unterschätztes Reiseziel, vor allem auch was Vogelfreunde betrifft. Denn tatsächlich gibt es hier neben der Wüste reichlich Lebensraum für Vögel. Nicht nur hunderte von einheimischen Arten tummeln sich hier, sondern es liegt auch auf der pazifischen Flugroute und bietet so Aufenthaltsorte für Tausende von Zugvögeln.
Im Stillwater National Wildlife Refuge in Fallon legen beispielsweise jährlich mehr als 250 000 Vögel einen Zwischenstopp ein. Übrigens ziehen auch rund 400 weitere Arten von Wildtieren hier vorbei. Auch für nicht Ornithologen bietet dieser Ort eine Menge Abwechslung: von geführten Touren über Wanderwege bis hin zu Kajakausflüge kann man hier alles machen.
Daneben gibt es noch zwei weitere National Wildlife Refuges: das Pahranagat - eine 5000 Hektar große Oase mit Feuchtbiotopen und das Ruby Lake. Letzteres ist 17000 Hektar groß mit Seen, Teichen und labyrinthartigen Sumpfgebieten an der Südseite der Ruby Mountains. Dort sind 220 Vogelarten beheimatet wie Trompeterschwäne, Kanadakraniche und Beifußhühner.
Aber auch hier gilt, wie eingangs erwähnt: man muss nicht weit raus aus der Sin City. Nur 20 Minuten vom Las Vegas Strip entfernt befindet sich nämlich die 80 Hektar große Oase des Henderson Bird Viewing Preserve. 270 einheimische Vogelarten sind hier beherbergt. Ebenfalls nur etwas mehr als eine Viertelstunde vom Strip entfernt befindet sich das Gilcrease Nature Sanctuary. Dieser 1979 gegründete Ort kümmert sich seit jeher um hunderte exotische Vögel, deren Besitzer sich nicht angemessen um sie kümmern.
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Angela (Dienstag, 28 Februar 2023 18:06)
Das sind ja nette Tiere! Mit Elchen hätte ich in Nevada wirklich nicht gerechnet. Und wir hatten offensichtlich Pech, dass wir im Valley of Fire kein einziges dieser Wüstenbockschafe gesehen haben.
Liebe Grüße
Angela
helena (Samstag, 06 Januar 2024 11:47)
tschüss