USA: Kleinkind im Big Bend

Everything is bigger in Texas

 

Mit Kleinkind in einen der größten Nationalpark der USA: den Big Bend Nationalpark im tiefsten Südwesten von Texas.

Nachdem wir 2015 bereits den Yellowstone NP besucht haben, haben wir uns im Oktober 2019 mit 4,5- jährigem Kind an den nächsten großen und abgelegenen National Park herangewagt. Fünf Tage haben wir im Park verbracht um wenigstens einen groben Rundum-Einblick zu bekommen. Wir geben Euch ein paar Infos und Tipps wie der Besuch im Big Bend mit Kleinkind erfolgreich wird.

 

Der Big Bend - eine kurze Übersicht:

Der Big Bend Nationalpark ist mit 3200 km² rund einer der größten Nationalparks der USA. Er liegt im südwestlichen Teil von Texas und grenzt durchweg an Mexiko. Dabei stellt der Rio Grande ganz im Süden des Parks eine rund 180 Kilometer lange natürliche Grenze zu Mexiko. Und der Rio Grande ist es auch, welcher dem Park seinen Namen gab. Big Bend, übersetzt große Kurve oder großer Bogen, den zieht nämlich der Fluss. Hier sieht der Rio Grand wie ein langes, bogenförmiges Band aus.

 

Genau dieses Band - der Fluss - prägt den Süden des Nationalparks. An der Flussebene liegt der tiefste Punkt im Park (auf rund 540 Metern). Folgt man dem Park von Süden nach Norden, so erreicht man die höchsten Gipfel des Parks: die Chisos Mountains auf bis zu über 2400 Metern. Diese einzigartige landschaftliche Kombination aus breitem Flussgebiet, tiefen Canyons, hohen Bergen und ausgedehnter Wüste zeichnet den Big Bend Nationalpark aus. Letztere, die Chihuahua Wüste, welche sich bis tief nach Mexiko hineinzieht, macht den größten Teil des Big Bend (ca. 97%) aus. 

 

Regen fällt im Park eher selten, dann aber kurz und heftig mit Gewittern und fast nur während der Sommermonate. Das Thermometer steigt dann oft über 40 Grad. Im Winter hingegen ist es in weiten Teilen des Parks eher mild mit rund 25 Grad. In der Nacht können die Temperaturen dennoch auf unter 0 Grad fallen. 

Einer der größten Nationalparks der USA: der Big Bend Nationalpark in Texas.
Der Eingang zum Big Bend Nationalpark.

What to do - mit Kleinkind im Big Bend:

Der große Park wird vorwiegend mit dem Auto erkundet. Ich schreibe bewusst Auto, da mit dem Wohnmobil definitiv nur die Hauptstrecken im Nationalpark befahrbar sind und die viel zahlreicheren Backcountry Roads (Schotterstraßen oder Off-Road-Strecken) wegfallen. Die bekanntesten Dirt-Roads sind:

  • Maverik Road
  • Old Ore Road

Um herauszufinden in welchem Zustand sich die Straßen befinden, besucht das Visitor Center. 

 

Aber auch Wandern ist im Big Bend sehr beliebt. Es gibt über 200 Kilometer an Wanderwegen, teils mehrtägige Touren durch den Park. Für Ungeübte sind letztere Wanderungen allerdings nicht zu empfehlen. Sehr gut mit kleinen Kindern, oder Babys in der Trage, lassen sich folgende Wanderungen machen:  

  • Rio Grande Nature Trail
  • Hot Springs Historic Trail
  • Boquillas Canyon
  • Ernst Tinaja (Achtung: nur über die Old Ore Road erreichbar)
  • Tuff Canyon
  • Burro Mesa
  • Santa Elena Canyon (je nach Wassermenge, da zu Beginn eine Flussüberquerung nötig ist.)

Schaut Euch genau die Hinweisschilder zu Beginn der Wanderwege an. Hier wird ggf. gewarnt Trails zu bestimmten Tageszeiten zu laufen oder auch auf andere Gefahren - wie Tiere - hingewiesen.  

Wie gefährlich ist es so nah an Mexiko?

Natürlich gib es zahlreiche schlimme Stories und natürlich sollte man auch nicht zu leichtgläubig sein. Doch im Big Bend ist es trotz der Nähe zu Mexiko sehr sicher. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich nämlich größtenteils, wie auf amerikanischer Seite, die Wüste. Ein trockenes unbewohntes Gebiet, welches nur schwer zu durchqueren ist.

Und das einzige kleine Dorf direkt gegenüber des Rio Grande Valley, Boquillas del Carmen, ist auf die Touristen angewiesen. Sie wollen es sich nicht mit den Amerikanern verscherzen. 

Zu Fluchtversuchen kommt es hier eher selten. Diebstähle aus geparkten Autos können noch eher vorkommen. Bei den Hot Springs wird hiervor gewarnt. 

Übrigens patrouilliert natürlich regelmäßig die Border Patrol.

Todesfälle im Big Bend Nationalpark:

Opfer von Hitze gibt es logischerweise auch im Big Bend. Wer die Wanderungen unterschätzt, falsch vorgesorgt hat, dem kann schnell die Einsamkeit des Parks zum Verhängnis werden. Denn hier kann es auf ganz abgeschiedenen Wegen wirklich dauern bis man auf jemand trifft. (Siehe hier)

Aber auch der Rio Grand kann zum Verhängnis werden. Zuletzt starb 2019 ein junger Soldat. Er war wohl nahe der Hot Springs in den Fluss gestiegen, was dann geschah ist ungeklärt. Jedenfalls ist der Rio Grande nicht so ungefährlich wie er an vielen Stellen wirkt. Vor allem der schlammige Boden lässt einen schnell ausrutschen und die Strömung kann reisend sein. Zudem ist der Rand oftmals stark abfallend und bietet von außen trügerische Sicherheit.


Für wen ist ein Besuch im Big Bend mit Kleinkind empfehlenswert, für wen nicht?

Für alle die Zeit haben. Wer den Big Bend nur so "zwischen rein schieben" möchte, sollte es lassen. Die An- und Abfahrt sind lang, zwar nicht eintönig, aber dennoch anstrengend, da es eben eine Landstraße und keine Interstate ist. Die Strecke zieht sich. Auch wenn man direkt von der Landschaft gefesselt ist, all zu viel kann man nach der Anreise nicht mehr machen. Der Park ist wirklich groß und die Zeit wäre für nur eine Nacht im Park sehr kurz. Außerdem kann der Park hauptsächlich über ungeteerte Schotterpisten und Off-Road-Passagen erkundet werden, was ebenfalls sehr viel Zeit kostet (bitte nur mit geeignetem Auto). Für wenige Meilen ist schnell eine Stunde rum.

 

Der Big Bend ist ein Park zum Genießen. Ok, und Dirt-Road-Fahren und Wandern. Highlights abhaken ist hier nicht drin. Das Kind sollte also bei einem Besuch im Big Bend ein geduldiges Gemüt haben und/oder Begeisterungsfähig für Landschaften sein. Wir haben übrigens viele Familien getroffen die mit ihren Kindern kurze Touren gewandert sind. Hier können die Kleinen wahrlich zum echten Junior Ranger werden.

Panorama des Big Bend Nationalparks. Nahe Mexiko.
Die unendlichen Weiten des Big Bend sind kaum fotografisch einzufangen.

3 Tipps für den Besuch mit Kleinkind im Big Bend:

  • Nehmt Euch ausreichend Zeit den Big Bend zu besichtigen. Es ist kein Park für einen Tagesausflug. Plant bestenfalls drei Übernachtungen oder mehr ein.
  • Vorrat ist hier wichtig. Nehmt am besten alles für mehrere Tage mit.
  • Geht zelten. Fast nirgendwo sonst ist man der Natur so nah wie hier und definitiv nirgendwo gibt es solch einen Sternenhimmel.

Verhaltensregeln mit Kleinkind im Big Bend:

  • Der Big Bend ist wilde Natur, kein Freizeitpark.
  • Habt immer ausreichend zu Trinken bei Euch, auch wenn Ihr "nur" im Auto seid oder Euch von diesem wenige hundert Meter entfernt. 
  • Wanderungen, in den Sommermonaten (Juni - September), nur bis Sonnenaufgang oder am späten Nachmittag. Das gilt auch bei Wanderungen in die Canyons. Ob eine Wanderung zu eurer Wunschzeit machbar ist oder nicht, und wie viel Wasser ihr mindestens mitnehmen solltet, steht an der Tafel zu Beginn des Wanderweges. In den Sommermonaten sind Wanderungen mit kleinen Kindern nicht zu empfehlen. 
  • Lasst die Kleinen nie unbeaufsichtigt spielen. Unter Steinen und in Erdlöchern können sich Klapperschlangen, Skorpione oder giftige Spinnen befinden. (Wir hatten auf einem Campingplatz eine schwarze Witwe)
  • Alte Ruinen sind ebenfalls kein Spielplatz. Sie können Einbruch gefährdet sein.
  • Lasst die Kinder nicht unbeaufsichtigt am Flussufer spielen. Der Rio Grande hat starke Strömungen, auch nahe des Ufers.
  • Die Dirt-Roads sind nur für Allrad (4WD) Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit (High Clearance). So eine Fahrt ist nicht für jedes Kind ein freudiges Erlebnis. Bitte die Regeln genau beachten. 

Und zuletzt noch Wissenswertes für die Eltern:

  • Im Big Bend ist man weit von einer größeren Stadt entfernt. Eine kleine Notfall-Reise-Tasche mit Medikamenten kann nicht schaden.
  • Es ist nicht erlaubt im Rio Grande zu schwimmen (schon gar nicht auf die mexikanische Seite). An manchen Stellen ist es verlockend, aber es ist verboten und wird streng geahndet.
  • Beachtet: in einigen Teilen des Big Bend gibt es keinen Handyempfang! 

Nützliche, aktuelle Infos:

Alle wichtigen Infos wie Straßensperrungen, extreme Wettersituationen, Ankündigungen und Eintrittsgebühren zum Big Bend Nationalpark findet Ihr auf den Seiten des National Parks Service. Hier findet Ihr nützliche Karten mit Hinweisen auf die Straßen, Toiletten und Campingplätze.

 

Habt Ihr den Big Bend besucht oder überlegt es Euch gerade? Wie waren Eure Erlebnisse dort?


Weitere Beiträge aus der Serie "Kleinkind im Nationalpark":


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Kommentare: 3
  • #1

    Birgitta Kuhn (Montag, 27 Januar 2020 18:29)

    Hallo, wow, das hört sich toll an. Wir waren selber schon mal in Kalifornien mit dem WoMo und in NP unterwegs. Der Yellowstone und der Bend stehen noch für die Zukunft auf unserer Liste.

  • #2

    Ulli (Dienstag, 28 Januar 2020 10:56)

    Liebe Mel, das hört sich spannend an. Wir gehen auch viel Zelten und waren in Kanada viel in Nationalparks unterwegs. Ich finde Natur und Zelt ist eine der besten Möglichkeiten mit Kindern zu reisen und die Welt zuentdecken!

  • #3

    Kind im Gepäck (Dienstag, 04 Februar 2020 11:59)

    Hallo Brigitta,
    ja, beide Parks solltet ihr unbedingt besuchen. Jeder für sich ist herrlich und bietet unglaubliches. Wir würden beide sofort wieder besuchen!
    LGs

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