Hoch hinaus in Ulm
Nachdem uns Ulm beim vergangenen Mal im Frühjahr begeistert hat und wir das Highlight der Stadt - das Ulmer Münster - nicht bestiegen hatten, haben wir uns noch einmal 24 Stunden in Ulm gegönnt. Dieses Mal zu dritt und mit Besteigung des höchsten Kirchturms der Welt!
Mitgebracht haben wir Euch einige Informationen zum Münster, Tipps und nützliches Wissen zur Besteigung des Kirchturms mit Kleinkind.
Das Ulmer Münster:
Wer etwas in Ulm kennt, kennt zumeist nur das Ulmer Münster. Selbst wer Ulm nicht wirklich kennt, kennt meist das Ulmer Münster. Und das ist sogar weltweit so! Der gotische Kirchenbau ist sozusagen das Synonym für die Stadt an der Donau. Warum? Ganz einfach, weil das Ulmer Münster mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt besitzt.
Die Grundsteinlegung für den imposanten Bau war bereits am 30. Juni 1377. Doch da war man noch lange Zeit, noch ganz viele Jahre, ja sogar Jahrhunderte, davon entfernt den höchsten Kirchturm der Welt zu vollenden.
Der Plan war ursprünglich eine große Kirche zum Schutz zu bauen. Denn die frühere Pfarrkirche lag außerhalb der Stadtmauern und das bedeutete während der damaligen häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen ein sehr hohes Risiko. Man konnte sich nicht nach draußen in die Kirche retten! Deshalb sollte etwas innerhalb der Mauern her. Ein Bau der 20.000 Menschen im Inneren Schutz bietet.
Doch nicht einmal 200 Jahre nach dem Baubeginn, 1543, musste der Bau aus Geldmangel eingestellt werden. Das Ulmer Münster wurde nämlich ausschließlich von den Bürgern der Stadt finanziert. Wahnsinnig, wenn man überlegt, dass die damaligen Bürger im 14. Jahrhundert wussten, dass sie das Ende des Bauprojekts nie erleben würden!
So ruhte das imposante Bauwerk bis Mitte des 19. Jahrhunderts. 1890 wurden dann die Arbeiten am Hauptturm beendet. 513 Jahre nach dem Baubeginn war das Ulmer Münster also erst fertiggestellt worden!
Der Eingang/Eintritt:
Wenn Ihr das Münster bestiegen wollt, nehmt vom Marktplatz aus gesehen, den linken Eingang. Hier steht ein Kartenautomat (sieht auf wie ein Parkscheinautomat) an dem Ihr Euer Ticket selbst rauslassen könnt. Das Ticket kostet 5 Euro und wird ähnlich beim Skifahren zum Eintreten einfach unter einen Scanner gehoben.
Wer die Ulm-Card besitzt, sollte jedoch den rechten Eingang, wieder vom Marktplatz gesehen, ins Münster nehmen. Denn hier gelangt Ihr in den Münster-Shop. Die Dame an der Kasse nimmt Euren Coupon und Ihr erhaltet das Ticket zur Turmbesteigung zum Preis von 4 Euro.
Familienkarten sind ebenfalls nur im Shop erhältlich und Kosten 14 Euro. Jugendliche (bis 17 Jahre) zahlen 3,50. Für Kleinkinder und Kinder (bis 6 Jahre) ist die Besteigung kostenlos.
Die Einnahmen kommen übrigens dem Erhalt des Münsters zu Gute.
Facts:
Von rund einer Million Besuchern des Münsters machen sich jährlich nur etwa 150.000 (Stand 31.12.2015) an den Aufstieg.
Rechnet man den Eintritt von 5 Euro in die Stufen um, so zahlt man etwas mehr als 0,65 Cent pro Stufe für den Aufstieg ganz nach oben. Wer nur bis zur zweiten Plattform auf 102 Metern läuft (560 Stufen) zahlt mehr als 0,89 Cent pro Stufe.
Die Besteigung:
"Papa, warum gibt es hier keinen Aufzug?", kam mir beim Aufstieg der letzten 40 Meter auf die oberste Plattform, ein kleiner, etwa fünfjähriger Junge jammernd entgegen. Der Kleine hatte sichtlich Angst die sehr schmalen und steilen Stufen hinunter zu laufen. Sein Vater ermutigte ihn tapfer Schritt für Schritt.
Warum sein Vater ihn nicht einfach hinunter getragen hat? Die letzten 208 Stufen zur auf 143 Metern gelegenen Plattform sind eben nicht nur sehr schmal, sondern der Aufstieg ist sehr eng. Ein Kind hier auf die Schultern zu nehmen oder auf der Hüfte zu tragen - nahezu unmöglich. Aber der Reihe nach....
Die insgesamt 768 Stufen hinauf auf die in 143 Metern gelegene oberste Plattform teilen sich in drei Teile auf. Gleich der erste Abschnitt ist teilweise sehr eng und phasenweise auch nieder. Papas oder Mamas die ein Kind in einer Trage auf dem Rücken haben müssen definitiv aufpassen, dass das Kind nicht gegen die Decke stößt! Unser Papa ist nicht riesig, aber seht einfach selbst:
So hieß es für Papa auf dem ersten Abschnitt oftmals mit leicht gebeugten Knien laufen, was den Aufstieg mit insgesamt knapp 15 Kilogramm auf dem Rücken nicht unbedingt einfacher macht.
Immer wieder kann man aber auch einfach mal stehen bleiben und durch die Luken hinausschauen: den Ausblick genießen! Und vielleicht auch wieder den Drehwurm aus dem Kopf bekommen, denn es geht immer schön im Kreis herum nach oben. Je nach Tempo erreicht man nach rund zehn Minuten die erste Plattform auf 70 Metern Höhe.
Der Weg führt einen dann innerhalb des Turmes fast um 360 Grad herum bevor es weiter mit dem Treppensteigen geht. Der nächste Abschnitt ist zwar ebenfalls eng aber es gibt keinerlei Probleme mit der Kraxe auf dem Rücken. Nach oben hat es hier genügend Platz. Im Gegensatz zum ersten Abschnitt erscheint einem dieser fast schon wie ein Kinderspiel. Vielleicht auch weil man sich an den Aufstieg linksherum mittlerweile einfach gewöhnt hat. Weitere rund fünf bis zehn Minuten vergehen und man befindet sich nach insgesamt 560 zurückgelegten Stufen bereits auf der zweihöchsten Aussichtsplattform auf 102 Metern. Die Aussicht von hier ist einfach toll!
Für alle mit Platzangst, extremer Höhenangst oder für Eltern mit Kleinkind auf dem Rücken wird hier Schluss sein, denn der letzte Abschnitt ist zwar nicht der schmalste Weg, aber ab hier gibt es für Auf- und Abstieg nur eine Treppe. Zwei Personen kommen hier gerade so aneinander vorbei. Da die Trittfläche der Stufen der Wendeltreppe innen natürlich recht schmal sind, kann es für Personen mit Höhenangst vielleicht schon etwas mulmig werden. Zudem herrscht hier oben auf über 100 Meter ein ziemlich guter Luftzug....
So bin ich auch alleine bis nach oben gestiegen, während Samu mit Papa die Aussichtsplattform als großen Spielplatz inklusive Rutsche für sich entdeckt hat. Wer sich wie bis nach oben - alle 768 Stufen auf die 143 Meter-Plattform - gekämpft hat, der genießt dann diesen tollen Ausblick:
Hinunter geht es wie immer schneller. Allerdings ist es für die Knie mit Kleinkind auf dem Rücken eine ziemliche Tortur. Wir haben für den Abstieg (von Plattform 2) rund 10 Minuten gebraucht. Für den Aufstieg bis auf die zweithöchste Plattform waren es etwas mehr als 15 Minuten.
Dauer/ Zeit für das Münster und die Besteigung:
Natürlich ist das alles extrem davon abhängig wie genau man das Münster erkunden will und wie fit man beim Auf-bzw. Abstieg ist. Zwei Stunden kann man allerdings locker für einen Besuch des Münsters inklusive Turmbesteigung einplanen - auch mit Kleinkind. Wir haben alleine für die Turmbesteigung-/Erkundung eineinhalb Stunden investiert. Dem Münster selbst kann man auch locker noch eine weitere Stunde widmen. Das Münster selbst haben wir bereits beim letzten Trip besucht. Bilder hierzu findet ihr im Blogbeitrag: "24 Stunden in Ulm - zwei Stadtrundgänge"
Tipps zur Besteigung mit Kleinkind:
- Kinder bis etwa 3 -4 Jahre am besten nur in einer Tragemöglichkeit mit hoch nehmen.
- wenn ihr das Münster am Wochenende besucht, besteigt es am besten gleich am Vormittag (ab Mittag wird es voll)
- nehmt, vor allem bei sowieso kühleren Temperaturen, etwas Warmes zum Anziehen mit. Oben kann es sehr windig sein.
- packt eine Kleinigkeit zu Essen/Trinken ein, dann könnt ihr auf Plattform 2 bei toller Aussicht "picknicken" (bitte Müll wieder runtertragen).
- überlegt gut ob Euer Kind, sollte es selber laufen, fit für den Aufstieg ist. Ein offizieller Abstieg ist erst nach 392 Stufen/70 Metern möglich.
- es gibt da oben natürlich keine Toiletten, alle windelfreien Kids nochmal auf´s Klo ;-)
Besten Dank an das Tourismus Büro Ulm/Neu-Ulm für die Ulm-Card und somit einen ermäßigten Eintritt.
Habt Ihr schon das Ulmer Münster bestiegen? Wie hat es Euch gefallen?
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Charnette (Montag, 21 August 2017 07:50)
Liebe Mel,
danke für den tollen Beitrag. Nun sollten wir es auch endlich mal angehen und die tolle Aussicht genießen. :)
Wie war es denn mit dem Muskelkater danach?
LG
Charnette
Kind im Gepäck (Montag, 21 August 2017 15:26)
Liebe Charnette, das solltet ihr! Muskelkater hatte niemand danach ;-) Geht aber eben beim runterlaufen wie gesagt ziemlich auf die Kniegelenke. Da sollte der Träger keine Probleme haben.
LGs