Ein Sturz und ein Feuer in den Drakensbergen

Au weia... !

Nach zwei entspannten Tagen auf der Farm bei Harrismith sind wir in die Drakensberge gefahren. Drei Nächte haben wir im Thendele Camp im Royal Natal Nationalpark verbracht.

 

Kaum da - schon verletzt

Wir beziehen unsere Unterkunft im "Thendele Upper Camp" des Royal Natal Nationalpark und entschließen uns noch eine Runde durch das Camp zu laufen. Der Weg ist sehr steinig und uneben. Irgendwann möchte Samu lieber getragen werden, was ich gerne übernehme. Wir schlendern dahin. Ich halte Samu - wie ein Baby in einer Trage - direkt vor meinem Bauch. Und dann passiert es: ich bleibe an einem Stein hängen und gerate ins Trudeln! Normalerweise könnte ich den Fall mit den Armen ausgleichen oder mich zumindest abfangen. Doch mit 14 Kilogramm auf den Armen zieht die Schwerkraft stark nach unten und ich weiß: wir werden stürzen!

 

Der Sturz läuft bei mir lustigerweise wie ein Film in Zeitlupe ab und ich habe Zeit um im Kopf verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen:

1. Das Kind fallen lassen und mich abfangen. Was allerdings zur Folge hätte, dass Samu zu 90 Prozent ein Loch in Kopf bekommen würde weil die Steine auf dem Boden ringsum sehr uneben sind. Das nächste Krankenhaus befindet sich rund 50 Kilometer entfernt. Keine gute Option.

2. Das Kind versuchen dem Papa zuzuwerfen. Der steht allerdings wie versteinert da und scheint zu keinerlei spontanen Reaktion fähig. Sehr wahrscheinlich würde diese Situation wie die zuvor beschriebene verlaufen. Auch nicht gut.

Also entscheide ich mich für Möglichkeit 3. Samu mit einem Arm festhalten und die zweite Hand schützend vor seinen Kopf halten. Dadurch kann ich den Sturz zwar nicht abfangen, aber immerhin kann ich so Samu schützen. Ich lehne mich so gut es geht nach hinten und stürze voll auf mein linkes Knie. Aua! Verdammte sch...! Auch nicht gerade schön, aber besser als ein Loch im Kopf. Geschockt blickt Samu in mein schmerzverzerrtes Gesicht, während Papa immer noch versteinert dasteht. Zum Glück habe ich nicht die 2. Möglichkeit versucht....

 

Sekunden später: ich knie immer noch auf dem Boden, Samu fest umklammert, ein paar Tränen sammeln sich in meinen Augen. Bis Papa endlich aus seiner Starre erwacht, kommt und Samu nimmt. Langsam checke ich mein restlichen Körperteile. Glück gehabt: es ist nur ein offenes Knie, ein paar weitere kleine Schürfwunden aber nichts Schlimmeres.

Nachdem die Wunde ausgewaschen wurde sieht es nur noch halb so wild aus.
Nachdem die Wunde ausgewaschen wurde sieht es nur noch halb so wild aus.

Eine feurige Horrornacht

Den Abend verbringen wir einigermaßen gemütlich vor dem Fernseher und dem Feuer im Kamin. Es ist sehr kalt geworden. Irgendwann frage ich mich wie sich das Feuer vom Kamin an der schräg gegenüberliegenden, großen Fensterscheibe spiegeln kann. Schnell stelle ich fest: gar nicht! Ich springe auf, renne ans Fenster... BOAH!!!

 

Am Berg gegenüber entfacht ein riesiges Feuer. Zunächst ist es einfach ein großer Haufen, dann wandert das Feuer über den Hang. Mir ist klar, dass das Feuer ein kontrolliertes Feuer ist, dennoch ist es befremdlich. Ich habe totale Angst vor Feuer. Immer wieder  gehen wir nach draußen und beobachten es. Ein Gewitter auf. Vor Blitzen habe ich genauso viel Angst. Immerhin,  so bilde ich mir ein, als wir uns auf den Weg ins Bett machen, geht das Feuer langsam aus....

 

Später in der Nacht:

Feuer, Blitze - ich bekomme kein Auge zu. Irgendwann fallen mir dennoch die Augen zu. Doch nur für kurze Zeit. Denn plötzlich steht Papa auf, blickt nach draußen und sagt: "Wow, jetzt ist es ganz hier vorne!" Ich weiß nicht, ob ich überhaupt hinausblicken soll, tue es aber dummerweise. Es hat sich tatsächlich den kompletten Hang hinunter gefressen! Immerhin hat sich das Gewitter verzogen. Ans Einschlafen ist dennoch wieder nicht zu denken. "Wenn es in der kurzen Zeit den Hang hinunter wanderte, wie lange braucht es dann um auf der anderen Seite hoch zu wandern?", frage ich mich.

Wie gesagt, mir ist klar, dass meine Gedanken absurd sind, aber es kann doch immer mal was schief gehen?!?! Ich liege wieder ewig mit offenen Augen im Bett. Dann merke ich wie die Augen schwer werden, als plötzlich wieder en Blitz vor meinen Augen vorbeihuscht! Ein neues Gewitter? Ich lausche, höre nichts, aber der Blitz kommt wieder! Doch es ist kein Blitz. Draußen läuft wer mit einer Taschenlampe herum! Mein Puls schnellt ultraschnell in die Höhe, die müden Augen gehen weit auf. Durch das Küchenfenster leuchtet ein Strahl ins Wohnzimmer. Dann ist er weg. Ich warte. Es dauert nicht allzu lange, dann kommt er wieder zurück. Ich höre Schritte ums Haus gehen.

 

Ja, schon klar, es wird vermutlich ein Ranger gewesen sein, der nach dem Rechten schaut. Aber nun bin ich völlig durch den Wind. Ich liege mit offenen Augen im Bett, drehe mich hin und her und warte und lausche und schlafe nicht ein. Erst als die Vögel in der Früh zu zwitschern beginnen fallen mir noch einmal die Augen zu bis Samu uns kurz darauf weder weckt. Ich bin gerädert: was eine schlaflose Nacht!

 

Kurzinfo zum Royal Natal Nationalpark in den Drakensbergen:

Der Royal Natal Nationalpark liegt in den nördlichen Drakensbergen in der Provinz KwaZulu-Natal etwa 340 km süd-östlich von Johannesburg. Der rund 80 Quadratkilometer große Nationalpark ist weltbekannt für sein Amphitheater. Eine etwa fünf Kilometer lange und 500 Meter hohe halbmondförmige Steilwand. Das Amphitheater ist das landschaftliche Highlight der Region. Außerdem ist hier auch Südafrikas höchster Berg beheimatet: der Mont-aux-Sources mit 3282 Metern. Der Mount-aux -Sources ist markant, da er keine Bergspitze hat, sondern flach ist.

 

Die Besucher kommen vor allem wegen der vielen Wanderwege unterschiedlichster Länge und Schwierigkeitsgrade hier her. Denn egal ob Wanderer, Bergsteiger, Kletterer oder Familie mit kleinen Kindern - hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten und alle können die spektakulären Aussichten des Parks genießen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lynn Benda (Freitag, 13 Oktober 2017 11:34)

    Oh je, das klingt wirklich nach keiner guten Nacht!
    Die kontrollierten Feuer in den Drakensbergen fand ich im Juli diesen Jahres auch sehr befremdlich... Es ist einfach kein gewohnter Anblick für uns. Und dann noch Gewitter dazu - das mag ich ja auch gar nicht :D

    Viele liebe Grüße,
    Lynn

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