Aussichtstürme auf dem Randen
Bei unserem Housesit bei Schaffhausen sind uns diese großen Türme in den Wäldern recht schnell aufgefallen. Aus Eisen, Stahl oder teilweise auch Holz ragen die Türme über die Wipfel der höchsten Bäume hinweg. Aber was sind das für Türme?
Es sind Randentürme. Die Randentürme versprechen alleine schon mit ihren herausragenden Bauten grandiose Ausblicke. Definitiv nicht geeignet sind diese Türme mit den offenen, oft durchsichtigen Stufen und Plattformen für Menschen mit Höhenangst. Dafür, um es vorweg zu nehmen, sind diese Türme frei und kostenlos rund um das Jahr zugänglich.
Warum Randentürme? Wer oder was ist denn der Randen?
Der Randen ist ein plateauartiger Höhenzug der zum größten Teil im Schweizer Kanton Schaffhausen liegt. Ein kleiner, ganz nördlicher Teil des Randen, der Hohe Randen, bietet die höchster Erhebung des Randen mit 930 Meter ü. M. enthält. Dieser Teil befindet sich allerdings in Baden-Württemberg. In der Schweiz erhebt sich der Randen bei Hagen bis auf 912 Meter ü.M.
Der Randenberg, ja den gibt es auch, ist eine Erhebung auf der die deutsche Ortschaft Randen liegt. Und der Lange Rande ist ein Berg im Randengebirge zwischen Schleitheim und Hemmental gelegen. Er ist nach dem Hagen der zweithöchste Berg Schaffhausens.
Der Randen kann aufgrund seiner vielen durch Erosion entstandenen Täler in sieben Abschnitte zerlegt werden. Daher ist auch oft von sieben Randen die Rede. Und eben auf vier dieser Schweizer Randen gibt es interessante Aussichtstürme.
Der Hagenturm - der Höchste:
Die Höchste dieser über den gesamten Kanton verteilten Aussichtsplattformen befindet sind in Merishausen. Mit 40 Metern Eigenhöhe und 225 Gitterstufen, die in luftige Höhe reichen, hat der Hagenturm auf fast 1000 Metern über Meer die höchste Lage und damit auch Aussicht.
Der Hagenturm wurde 1989 im Auftrag des Bundes in nur drei Wochen erbaut. Er ersetzte einen früheren, zu Vermessungszwecken erbauten Turm. Dieser erste Hagenturm wurde 1903 errichtet. Er war nur 14 Meter hoch und bestand aus armiertem Beton. Ab 1949 wurde das Besteigen des Turmes dann verboten. Damals wurde ganz einfach das unterste Leiterstück abmontiert und im Zollamt Beggingen deponiert.
Der neue erbaute Hagenturm weißt dennoch wieder eine Besonderheit auf. Auf seiner Spitze befindet sich ein Radom der Schweizer Armee. Eine Antennenkuppel, also eine Radarkuppel die Antennen für Messungen oder Datenübertragungen schützt. Das Grundstück mitsamt Zugangsweg gehört nämlich der Eidgenossenschaft. Das Design des Turms stammt vom Schaffhauser Ingenieur Erwin Klaiber.
Der Siblinger Schlossbuck - der Älteste:
Der allererste Randenturm wurde 1872 durch die Freunde der Naturbetrachtung auf dem Siblinger Schlossbuck, so wird der Randen dort genannt, gebaut. Zehn Jahre später wurde dieser Aussichtsturm allerdings von einem Sturm weggefegt. Noch im selben Jahr wurde er durch einen 12 Meter hohen Eisenfachwerkbau ersetzt. Dieser hatte eine deutlich längere Lebensdauer. Bis zum Jahr 2014 diente er seinem Zweck. Dann war er wiederum baufällig geworden, dass ein erneuter Ersatz nötig wurde.
Bereits 2008 stimmte die Siblinger Bevölkerung über den Bau eines neuen Turms ab, der dann laut Planung auch im Jahr 2010 fertiggestellt werden sollte. Doch der Neubau zog sich wegen Einwänden hinaus. Erst im Juni 2013 wurde der Turmneubau endgültig genehmigt. Im November 2014 war es dann soweit. Der neue 19 Meter hoher Aussichtsturm aus Stahl und Lärchenholz wurde eingeweiht. 99 Stufen führen seitdem zur Aussichtsplattform hinauf.
Auf der Plattform öffnet sich den Besuchern eine wunderbares Panorama über das Klettgau, die Alpen, über die Ost- und Zentralschweizer Berge bis zu den Gipfeln des Berner Oberlandes zum Schweizer Jura und in entgegengesetzter Richtung bis zu den Schwarzwaldhöhen. Der ungehinderte Blick auf die Landschaft des Klettgau und die Wälder des Randen ist unvergleichlich. Damit besticht der architektonisch und technisch ungewöhnlichem Bau doppelt. Designt wurde dieser Turm von einem Ingenieur- und Architektenteam (Michael Hübscher, Patrick Birri und Raoul Müller). Neben dem Turm liegen die wenigen Überreste der Ruine Hartenkirch.
Der Beringer Randenturm - der Zweithöchste:
Der Beringer Randenturm ist der zweithöchste Turm und bietet ebenfalls vom Klettgau bis zu den Alpen und dem Schwarzwald ein sagenhaftes Panorama. Er ist 26 Meter hoch und die Aussichtsplattform erreicht man über 137 Treppenstufen und sechs Zwischenpodesten. Zudem befinden sich auf dieser Plattform auch zwei Sitzgelegenheiten und Panoramatafel die den Ausblick erklären.
Wir haben den Randenturm besucht. Der Anstieg vom Ort ist zum Teil steil, aber durch den Wald hindurch sehr gut machbar. Von oben bietet sich wie angekündigt eine tolle Aussicht. Neben dem Randenturm befindet sich ein im Sommer bewirtetes kleines Restaurant. Zudem gibt es hier auch einen Spielplatz. Für Familien ist es definitiv auch ein netter Ausflug und ist mt der Wanderung durch den Wald auch bei warmen Temperaturen gut machbar.
Der Schleitheimer Randenturm:
Der Schleitheimer Randenturm wurde 1909 in Stahlfachwerkbauweise vom Schleitheimer Verkehrsverein errichtet. Der Randenturm steht genauer gesagt auf dem Felssporn der Randenburg. Zur Plattform führt eine Wendeltreppe mit 100 Stufen. Die Plattform befindet sich auf einer Höhe von 20 Metern.
Die Erstellung des Turms kostete nur 7600 Schweizer Franken. Die umfangreichen Renovationsarbeiten 1989 kosteten allerdings 120'000,- CHF. Diese Kosten wurden durch Spenden gedeckt.
Während des Zweiten Weltkriegs war der Turm für Besucher gesperrt. Damals diente er der Schweizer Armee als Beobachtungsposten der Fliegerabwehrtruppen. Im Jahr 1977 wurde die Hütte neben dem Turm umgebaut und erweitert. Darin befindet sich seitdem die Küche des Freiluftrestaurants, welches an den Wochenenden zwischen Frühling und Herbst geöffnet ist.
Wander-Idee: Vier-Türme-Tour Schaffhausen
Alle vier Randentürme (Hagenturm, Schleitheimer Randenturm, Siblinger Chläggiblick, Beringer Randenturm) lassen sich wunderbar zu einer längeren Wanderung zusammenfügen.
Startpunkt der Wanderung ist das Dorf Beggingen am Fuße des Randen, nur etwa zwei Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Gestartet wird entweder vom Dorf aus direkt oder vom Parkplatz Heidenbomm. Wer vom Parkplatz aus startet spart sich rund 2 Kilometer und auch einige Höhenmeter an Anstieg. Der Anstieg ist also nicht ganz so steil, wie vom Dorf aus. Dennoch, es geht hinauf auf 912 Meter. Bis zum Hasenbuck sind die meisten Höhenmeter geschafft, dann verläuft der Weg recht flach und parallel zur Straße durch den lichten Wald bis zum Hagenturm. Vom Hagenturm aus, nimmt man dann den identischen Weg wieder zurück, oder einen weiteren Weg durch den Wald Richtung Hasenbuck. Vorbei am Talisbänkli geht es zum Schleitheimer Randenturm. Dort locken die Grillstelle und Spielwiese Zelgli. An beiden Stellen kann ausgiebig gerastet werden. Beim Turm ist von Mitte März bis Ende Oktober am Wochenende die Waldwirtschaft Schlossranden offen.
Durch den Wald geht es dann in Richtung Süden weiter zum Siblinger Randenturm. Dieser Weg ist dann recht gemächlich und führt größtenteils bergab. Der Turm befindet sich auf einem südliche ausgerichteten Vorsprung auf 789 Meter. Auch hier gibt es einen Spielplatz.
Das letzte, längere Wegstück folgt nun bis zum Beringer Randenturm, ebenfalls größtenteils durch den Wald. Vom Siblinger Randenturm muss aber zunächst rund 1,5 Kilometer zurückgegangen werden, bis der Weg in Richtung Osten abbiegt und dann weiter nach Süden verläuft. Nun geht es bis zum letzten Randenturm nahezu nur noch bergab. Beim Beringer Turm befindet sich ebenfalls eine Waldwirtschaft und ein Spielplatz. Von hier aus geht es dann denn steilen Weg wieder hinunter nach Beringen, wo die Wanderung beendet wird.
Die Vier-Türme-Tour verläuft größtenteils über Naturwege und Pfade und erfordert eine sehr gute Kondition. Sie ist für Familien im gesamten nicht zu empfehlen.
Fakten:
Dauer: 5 h 30 min Aufstieg: ca. 300hm
Strecke: 20,5 km Abstieg: ca. 600hm
Kommentar schreiben