Richtiges Gipfelglück für die gesamte Familie und dennoch eine tolle, lange und spannende Wanderung - das ist gar nicht immer so einfach zu finden. In Samnaun haben wir dafür aber den perfekten Gipfel ausgemacht: den Piz Munschuns. Hoch ragt er hinter dem Hausberg von Samnaun - Ravaisch, dem Ché d´ Mot, empor. Mächtig thront er neben der Gipfelstation des Twinliners (Bergbahn) auf dem Alp Trider Sattel.

Zugegeben, oft hatte ich mich während vergangener Aufenthalte gefragt, ob man da überhaupt hoch kann. Aber welch Frage: natürlich!

Der Piz Munschuns ist 2657 Meter hoch. Er überragt den Alp Trider Sattel damit um über 150 Meter. Da es bei der Wanderung vom Sattel zunächst einige Meter bergab geht, sind somit über 170 Höhenmeter beim Aufstieg zum Gipfel zurückzulegen. Im Sommer grasen am Südhang des Piz Munschuns hunderte Schafe. Nicht selten wird man daher am Gipfelkreuz mit einem lauten "Mäh!" empfangen.

Vorweg, damit keine Irritationen auftauchen. Generell ist es sehr schwer eine allgemein gültige Aussage zu treffen ab welchem Altern Kinder eine bestimmte Wanderung machen können. Einheimische machen diesen Wanderung vielleicht schon mit Dreijährigen, Stadtmenschen aus dem Flachland nehmen vielleicht sogar erst Teenager mit.

Aufgrund der steilen, schmalen Pfade und dem etwas ausgesetzteren Abschnitt empfehlen wir diese Wanderung nicht mit jüngeren Kindern. Die Kinder müssen definitiv trittsicher sein und eine gewisse Erfahrung im Bergwandern aufweisen. Ab etwa dem Schulalter kann dieser Weg empfehlenswert sein. Die Eltern sollten das Kind und sich selbst eben generell am Berg gut einschätzen.

Die Route zum Piz Munschuns startet direkt am Alp Trider Sattel. Von hier kann man auch schon bestens nach oben - auf sein Ziel - auf das Gipfelkreuz blicken. Nach wenigen Metern bergab gelangt man dann auf den Pfad zum Wanderweg auf den Piz Munschuns. Ab hier geht es dann erst einmal nur bergauf. Recht schnell wird es richtig steil und der unebene Pfad schlängelt sich nach oben. Bei kurzen Verschnaufpausen ruhig immer wieder den Ausblick genießen.

Auch wenn die Schafe nun bereits lange hinter einem - hoch droben - zurückgeblieben sind, geht es über die grünen Wiesen immer noch weiter bergab. Dieser Abschnitt kann sich auf alle Fälle etwas ziehen, denn das Tal kommt scheinbar immer näher, ist aber immer noch weit weg. Dann nach dem Mot Varvitsch, wenn die steilen, unebenen Wiesen endlich ein Ende nehmen, gelangt man zum etwas ausgesetzten Teil (und für Ungeübte und Leute mit Höhenangst sicherlich kniffligsten Part) dieser Wanderung. Für geübte Wanderer bringt dieser Abschnitt jedoch keinerlei Probleme mit sich. 

Während rechterhand der Fels steil abfällt führt der schmale Weg leicht bergab am Hang entlang. An dieser Stelle kann man sich sogar an einem blauen Seil festhalten. Wer also etwas unsicher ist, besser die Hand ans Seil legen. Nach wenigen Meter ist dieser Part bereits überwunden. Allerdings führt der Pfad dann noch einige Meter weiter über einen schmalen Kamm hinab. Auch hier ist hohe Trittsicherheit und Konzentration erforderlich. Denn an diesen Stellen gibt es kein Seil. Dennoch ist es problemlos für Bergwanderer machbar.

Hat man auch diesen Teil hinter sich gelassen, so schlängelt sich der Pfad, glücklicherweise nicht mehr so steil, weiter den Berg durchs Val Pradatsch hinab. Es geht zwischen bunten Blumenwiesen hindurch. Schmetterlinge und Bienen sind ständige Begleitern. Der Weg ist hier schmal, aber super zu begehen und auch super für Kinder.

So nähert man sich der Schotterstraße die hinauf zur Alp Bella und Alp Trida führt. An dieser Stelle treffen einige Wanderwege aufeinander. Wer bisher niemand begegnet ist (was kein Zufall ist), der wird hier definitiv auf andere Wandersleute und auch Mountainbiker treffen. Nun kann man sich überlegen, ob man der nicht allzu schönen Straße nach unten ins Tal folgt, oder über Pfade weiter ins Tal wandert. Beides ist möglich und in etwa gleich lang. 

Sicherlich ausschlaggebend ist wie es um die Fitness steht. Wer auf schnellstem Weg hinab ins Tal möchte dem raten wir der Schotterstraße zu folgen (bzw. Achtung, zwischendrin über den Mountainbikeweg abkürzen, sonst wird es ein langer Umweg). Wer lieber weiterhin die unebenen, schmalen Pfade und etwas mehr Einsamkeit bevorzugt, der sollte den Wanderwegen nach Laret oder Compatsch  folgen.

Der Aufstieg ist steil und knackig. Doch das immer nähere kommende Gipfelkreuz macht den Erfolg auch für Kids schnell sichtbar. Das zügig erreichbare Gipfelglück gibt der gesamten Familie einen ordentlichen Adrenalinschub. Der Ausblick hier oben ist super. Doch trotz des frühen euphorisierenden Jubels sollte man den langen Abstieg im Hinterkopf haben. Der ist nämlich ebenso steil aber um viele Höhenmeter länger als der Aufstieg.

Während die Wiesen weniger zu einem Problem werden, birgt zu Beginn des letzten Drittels jedoch der ausgesetzte Abschnitt Absturzgefahr in sich. Denn genau dann, wenn die Beine müde sind und die Wanderlust der Kinder etwas nachlässt, kommt dieser - mit Seilen gesicherte - Part und verlangt noch einmal Trittsicherheit und hohe Konzentration. 

Generell ist dieser Abschnitt sicherlich gleichermaßen spannend für Kinder und wäre zu Tourenbeginn bei vollen Kräften wesentlich ungefährlicher. Gefährlich wird es eben, da nach dem bereits langen kräftezehrenden Abstieg bei Kindern gerne die Konzentration nachlässt. Hier sollte man sein Kind gut kennen und einschätzen können wie sicher es auf ausgesetzen Stellen beim Bergwandern ist.

Abgesehen davon können wir diese Wanderung sehr empfehlen. Sie ist sehr abwechslungsreich und macht dank der vielen Schafe noch einmal mehr Spaß. Wie es beim Bergwandern sowieso Voraussetzung ist, sind neben der Schwindelfreiheit und Trittsicherheit für diesen Weg keine weiteren Schwierigkeiten zu erwarten. Ein großes Wandererlebnis mit Gipfelglück für die Familie.