Das Spiel mit den Wolken
Part 3: Vom Walensee zurück an den Bodensee.
In Sargans in den Zug:
Nach der Regenpause kommt am Tag der Weiterfahrt wieder die Sonne raus. Allerdings scheint es so als ob die Pause mein Rad vergesslich machte: das Akku - Problem meldet sich wieder. So heißt es nach wenigen Metern erst einmal wieder schrauben bevor es läuft.
Normalerweise würde die heutige Strecke über Lichtenstein nach Feldkirch (Österreich) führen. Doch das dürfen wir aufgrund der Corona-Pandemie nicht. Wir müssen direkt nach St. Gallen. Eine zu große Strecke für uns. Daher beschließen wir irgendwo in die Bahn zu steigen. Letztendlich stiegen wir trotz guter Laune und schönem Wetter schon in Sargans in den Zug.
Dieses Mal klappt es gut mit der Bahn. Wir finden das Radabteil, wo wir unsere Räder abstellen und können es uns bequem machen.
Doch bei der Fahrkartenkontrolle werden wir schräg beäugt. Da wir die Tickets direkt am Schalter bei einem Beamten erworben haben, haben wir kein schlechtes Gewissen und warten ab. Die Kontrolleure beraten sich und haken nach wie alt unser Zwerg ist. Fünf, einen Ausweis haben wir auch dabei. Sie glauben uns und wollen nichts sehen. Doch trotzdem hätten wir ein Ticket zu wenig. Aber warum? Der Radanhänger braucht auch eines!
Tja, in der Schweiz ist es so, dass für jedes Fahrradteil, also auch einen Anhänger, ein Ticket benötigt wird. Das ist nicht gerade günstig. Ein Ticket für Fahrrad und eben Anhänger kostet generell die Hälfte vom normalen Fahrkartenreis. Puh, immerhin ist man sehr freundlich und stellt uns das Ticket ohne Aufschlag oder Strafe aus.
Entspannt, wenn auch um viele CHF ärmer, kommen wir in St. Gallen an. Alles klappt wunderbar. Keine Aufzug- oder sonstigen Probleme. Wir radeln zum Hotel und werden fürstlich begrüßt. Ja wirklich, ein herzliches Willkommen im Hotel Einstein mit Upgrade auf die Junior-Suite! Wir sind fröhlich überrascht und lassen uns in dem geräumigen Zimmer erst auf die Betten fallen. Dann stoßen wir auf die vergangenen Tage an. Nicht schlecht, dass wir auch hier eine Zusatznacht haben - eben die Coronabedingte Nacht, die wir eigentlich in Feldkirch gehabt hätten - und das Hotelzimmer somit genießen können.
Corona - Pause in St. Gallen:
St. Gallen haben wir bereits im Sommer 2018 erkunden können. Damals war es sehr heiß, vielleicht zu heiß, denn irgendwie erscheint uns St. Gallen dieses Mal noch freundlicher und einladender als vor zwei Jahren.
Am Tag nach unserer Ankunft schlendern wir also erst einmal einfach und planlos durch die Stadt. Erkunden Ecken und Erker, denn St. Gallen ist die Stadt der 111 Erker, und entdecken viel Neues. Vielleicht, weil wir uns - wie wir es sehr gerne machen - einfach treiben lassen. Keine Hektik, keine Pläne, einfach mal schauen.
Schließlich kommt die Sonne raus. Es wird wärmer und wärmer an diesem tollen Herbsttag und wir entschließen uns noch ein naturnahes Ziel, welches wir schon 2018 erleben wollten, zu erkunden: die Drei Weieren. Ein Naherholungsgebiet im Bezirk St. Georgen, unweit von unserem Hotel. Perfekt.
Wir marschieren die steile Straße neben dem Hotel hinauf. Oben angekommen ergibt sich nicht nur ein erster netter Blick über die Stadt, sondern wir entdecken auch noch eine ganze andere Seite von St. Gallen: die Mülenenschlucht. Natürlich keine riesige, tosende Schlucht, aber ein kleines, nettes Naturparadies unweit der belebten Innenstadt.
Wir spazieren die wenigen hundert Meter durch die Oase mitten im Wohnquartier hinauf. Oben angekommen ist es nur noch ein Katzensprung zum Gebiet Drei Weieren oder auch Drei Weihern oder Dreilinden.
Die Aussicht hier oben ist schon nach wenigen Metern toll. Gefühlt sind wir gerade in wenigen Schritten aus der Stadt spaziert. Doch wir sind immer noch mitten drin. Wir genießen den herrlichen Spaziergang. Auf der einen Seite mit Blick über die Stadt bis hin zum Bodensee, auf der anderen Seite zu den künstlich angelegten Weihern. Während unserer Reise werden die, bzw. die ersten Beiden, leider gerade saniert. Sie führen kein Wasser, sind nicht zugänglich und Baustellenfahrzeuge dominieren das Bild. Dennoch lässt sich erahnen wie toll es hier sein muss.
Im Sommer kann in den Weieren nämlich geschwommen werden. Und zumindest der letzte Weiher führt Wasser und gibt ein schönes Bild ab, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Vorbei an den Weieren, durch die Mülenenschlucht zurück in die Stadt und das Hotel.
Die letzten Kilometer über den Bodenseeradweg:
Wir verlassen St. Gallen im leichten Regen, aber bester Laune, denn es ist die letzte Etappe. Ok, das mit der besten Laune stimmt nicht ganz, denn für diesen Tag ist Regen angesagt. Nur Regen. Ausschließlich Regen. Um den Regen werden wir nicht drumherum kommen. Es wird also ein Spiel mit den Wolken.
Bis wir auf den Bodenseeradweg gelangen, bleibt es bei einem leichten Nieselregen. Dann wird es sogar etwas besser. Doch die dunklen Wolken, denen wir uns nähern, verheißen nichts Gutes. Ein Blick auf die App zeigt ein Regenband. Jetzt. Wir entschließen uns an einem alten Bauernhof anzuhalten, unterzustehen und zu warten. Und tatsächlich: keine zwei Minuten später schüttet es heftigst. Wir vespern, spielen, vertreiben uns die Zeit. 10, 20, 30 Minuten... Nur irgendwann sollten wir weiter. Nach weiteren 15 Minuten wagen wir den Sprung auf das Rad und düsen los.
Es ist kälter geworden, aber schon bald hört es auf zu regnen. Wir kommen gut voran. Radeln und radeln und radeln. Der Weg ist hier sehr entspannt. Im Gegensatz zu unserer Radtour vom Vorjahr begegnen wir nun niemanden. Es läuft richtig gut und die Sonne kriecht zum Abschluss auch hinter den Wolken hervor. Bis wir in Kreuzlingen, sozusagen ins Ziel radeln, zeigt sie sich kurzfristig sogar ganz. Welch herrlicher Abschied von einer erlebnisreichen Radreise.
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