Einwöchiger Radurlaub mit der Familie - ein Tagebuch

Unsere Rad-Rundfahrt durch die Schweiz

Etwas irritiert stehen wir an der Weggabelung. Der Wanderweg zeigt nach links. Ein spezieller Radweg ist nicht ausgeschrieben. Heißt das nun der Straßenbiegung nach rechts oder doch lieber dem Wanderweg folgen? Ein Blick auf unsere Karte soll helfen. Da kommt ein freundlicher Mann mit Regenschirm in der Hand, denn es tröpfelt, und winkt uns zu: "Kann ich vielleicht helfen?". Wir wackeln mit den Köpfen. Vielleicht! "Wohin soll es denn gehen?", hakt er nach. "Prinzipiell bis nach Konstanz, aber jetzt erst einmal Arbon", antworte ich. Der Mann ist erstaunt. Er erklärt den Weg, dann will er es genauer wissen. "Wo waren Sie denn überall mit dem Rad?" Ich fasse zusammen: "Konstanz, Schaffhausen, Zürich, Walensee, Sargans, St. Gallen und nun wieder Konstanz." Er kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

So ging es uns des Öfteren auf dieser Radtour, wenn wir nach unseren Tageszielen oder  der Route gefragt wurden. Staunen. Verblüffung. Anerkennendes Nicken und große Augen. Als unser Sohn einmal gefragt wurde, wo wir herkommen, dachte das Pärchen er hätte die Frage falsch verstanden und hakte noch einmal nach. Wir erklärten und man war wieder einmal erstaunt.

Mit Fahrrädern von Radweg-Reisen auf der Schweizer-See-Route unterwegs.
Unsere Gefährten: als Familie mit E-Bikes und Wehoo vom Bodensee durch die Schweiz.

Unsere Reise-Route durch die Schweiz:

Die Schweizer-Seen-Radreise.
Die Schweizer-Seen-Radreise.

Achtung: die angezeigte Route ist der etwaige Verlauf der Rad-Route und spiegelt nicht den exakten Weg wieder (aufgrund von Bahn- und Schifffahrten nicht möglich richtig wieder zu geben)

 

Die Schweizer Seen Radreise (organisiert von Radweg-Reisen) startet in Konstanz, führt am Untersee entlang nach Schaffhausen. Von hier am Rheinfall vorbei, dem Rhein folgend in einem großen Bogen nach Zürich. Am Züricher See entlang bis nach Lachen und dann weiter nach Weesen. Hier geht es mit dem Schiff über den Walensee nach Walenstadt. Von Walenstadt radelt man eigentlich nach Feldkirch. Aufgrund der Pandemie war uns dies nicht erlaubt und wir sind ab Sargans nach mit dem Zug nach St. Gallen. Von St. Gallen dann zurück, größtenteils dem Bodensee-Radweg folgend nach Konstanz.



Part 1: Von Konstanz, über Schaffhausen nach Zürich.

Am Bodensee entlang nach Schaffhausen:

Konstanz: Als wir wach werden hören wir den Regen gegen die Fensterscheiben klopfen. Herrlich. Nicht. "Perfektes Radwetter", scherzt der Papa und zieht sich die Decke über den Kopf. "Ab 14Uhr kommt laut der Wetter-App die Sonne", kontere ich und glaub selbst nicht daran. Wir frühstücken, lassen uns alle Zeit der Welt, beobachten den Regen, verlängern den Check-Out und legen uns wieder ins Bett. Das Wetter macht keine Anstalten besser zu werden. Als checken wir aus, sitzen frustriert in der Lobby und ziehen die Regenklamotten über.

 

Na dann, bleibt uns wohl nichts anderes übrig als los zu radeln. Es ist bereits 12:30 Uhr und wir müssen rund 45 Kilometer nach Schaffhausen zurücklegen. Kaum draußen bei den Rädern tröpfelt es plötzlich nur noch. "Wird doch", grinse ich. Dann radeln wir los und haben gerade einmal 100 Meter zurückgelegt als die letzten Tropfen ausbleiben. Wir radeln gemütlich durch Konstanz, haben noch nicht einmal die Grenze in die Schweiz passiert, da zeigt sich sogar die Sonne!

Von nun an läuft´  s. Ein Teil dieser Strecke hatten wir bereits vor über fünf Jahren ohne unseren Sohn zurückgelegt. Es geht die meiste Zeit auf der Schweizer Seite direkt am Untersee entlang. Das Wetter wird besser und besser und letztendlich müssen wir uns etwas ausziehen, da das Wetter so toll wird. Unser Zwerg hat sichtlich Spaß und ohne Probleme (ok fast, denn bei meinem E-Bike setzt regelmäßig der Akku aus), mit bester Laune und viel Elan lassen wir den Untersee und Stein am Rhein hinter uns. Von nun an folgen wir rechtsseitig dem Rhein und überqueren mehrmals die Grenze.

 

Am Nachmittag legen wir in Gailingen am Hochrhein eine lange Pause ein. Bis Schaffhausen ist es nun nicht mehr weit und wir genießen die Sonne. Viel schöner könnte es kaum sein. Erst kurz vor Sonnenuntergang treffen wir deshalb in Schaffhausen ein. Ein toller, aufregender Tag geht zu Ende. Wir vespern im Zimmer, duschen und werfen uns einfach zufrieden ins Bett. 

Perfekt für einen Stopp. Naturpark in Gailingen.
Fahrrad-Pause in Gailingen am Hochrhein. Wunderbar!

Der lange Weg nach Zürich:

Während wir uns in Konstanz nur mit Mund-Nasen-Schutz im Hotel bewegen konnten und Frühstückszeiten hatten, scheint es in Schaffhausen kein Covid19-Virus zu geben. So sind wir die einzigen die mit Maske zum Rührei laufen. Wir verlassen die Unterkunft zügig und schwingen uns wieder auf unsere Räder. 

 

Wir starten, weil ich es falsch im Kopf hatte, in die falsche Richtung. Recht ungünstig, zumal uns beim Blick auf die Landkarte, das Fahrrad samt Kind im Wehoo umfällt. Außer einem kurzen Schrecken für uns alle, passiert zum Glück nichts. Und wir finden wieder auf die richtige Route, die uns am Rhein entlang zum Rheinfall führt.

 

Der Rheinfall, wunderschön, aber ich kann es nicht wirklich genießen. Der Akku fällt wieder aus und der steile Anstieg wird wahrlich zur Herausforderung. Dank Atemtechnik aus der Reha schaffe ich es aber hinauf. Nochmal möchte ich das nicht unbedingt machen.

Wir radeln weiter. Schon bald ist klar: es wird ein dauerndes, Wort wörtliches, Auf und Ab werden. Mal geht´  s leicht den Berg hinauf, mal hinunter. Immer häufiger schaltet sich der Akku meines E-Bikes ab und langsam wird es selbst auf der Ebene anstrengend. Die Euphorie vom ersten Tag ist total verflogen. Auch der Papa rutscht unruhig auf dem Sattel hin und her. Ihm schmerzt der Rücken. Wir machen viele Pausen.

 

Zwar genießen wir weiter die unterschiedlichsten Ausblicke auf den Rhein, halten bei Kühen und Ziegen, freuen uns über Wege die bergab führen und lassen uns von Spaziergängern bestaunen. Voran kommen wir aber gefühlt überhaupt nicht. Und so richtig Spaß macht es auch nicht. Es ist Arbeit. Und dann kommt auch wieder ein Bergstück. Wir rütteln an meinem Akku, schalten das Fahrrad an und aus. Nichts hilft. Jedenfalls nicht auf Dauer. Der Berg zieht sich, auch wenn der Anstieg nachlässt. Es geht immer weiter und weiter bergauf - ohne Akku.

Fahrradtransport in Zürich ist problematisch.
Problematisch: mit Fahrrädern in Zürich.

Langsam beginnen wir an unserer Mission etwas zu zweifeln. Es ist Mittag, doch wir haben noch nicht einmal die Hälfte der 75 Kilometer. Und wir kommen weiter nur langsam voran. Der Papa schmeißt sich Schmerztabletten ein, mein Akku hat sich für heute abgemeldet. Er mag nicht mehr.

 

Irgendwann haben wir keine Lust mehr. Der Papa will das letzte Stück gemütlich mit der Bahn fahren, doch auch das wird ein Chaos. Wir finden das Radabteil nicht und stehen ständig im Weg. Der Zug ist voll. Die Türen öffnen sich abwechselnd rechts und links und wir müssen mit unseren schweren Rädern Tango tanzen. Immer ist etwas im weg.

 

Als wir in Zürich endlich aussteigen ist es wie ein Befreiungsschlag - wenn auch ein sehr kurzer. Da kommt das nächste Problem auf uns zu: wie kommen wir von unter der Erde nach oben mit den E-Bikes....


Verzweifelt suchen wir die Aufzüge. In manche passen die Räder allerdings nicht hinein. Es wird ein hin und her und zuletzt geht es über die Rolltreppe hinauf. Als wir am Nachmittag endlich das Hotel vor uns sehen ist es wie ein Traum: wir haben es geschafft! Wir relaxen, duschen, regenerieren bevor wir am Abend noch eine kleine Runde durch die Stadt zurücklegen.

 

Zürich haben wir ja bereits mehrfach besucht. Wenn Ihr in der Stadt unterwegs seid, dann solltet Ihr unbedingt die besten Aussichtspunkte Zürichs kennen und die Züricher Must Do´´  s bei jedem Wetter.


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