Lungen-Krebs und gleich wieder Reisen im Kopf

Die (Reise-) Motivation

Wie es mir geht? Lange Zeit habe ich diese Frage nicht beantwortet, weil ich es nicht sagen konnte. Außerdem ging es mir generell meist nach kurzer Zeit wieder schlecht , wenn ich mit "Mir geht´ s gut" geantwortet habe. So habe ich es gelassen. Es war einfacher.

 

Jetzt kann ich nach vier Monaten endlich wieder einen BH tragen, also einen richtigen Büstenhalter, kein Bikini-Top oder Sonstiges was nicht sitzt. Juhu! Ja, darüber kann ich mich richtig freuen - wenn die ständigen leichten Schmerzen am Brustkorb endlich weniger werden. Auch kann ich wieder länger, so fast bis zu drei Stunden, sitzen ohne, dass mir danach ebenfalls alles wehtut. Das ist schon ein super Fortschritt.

 

Viele, die mich die letzten Monate nicht gesehen haben, mich jetzt wieder sehen oder die Posts auf facebook verfolgen sind erstaunt: "Du siehst aber gut aus!" Bei manchen ist es Freude und Bewunderung, bei manchen schwingt allerdings auch ganz eindeutig ein "so schlimm kann es nicht gewesen sein" mit. Das ist zugegebenermaßen etwas enttäuschend. Denn in mich rein sieht niemand. Aber so ist das eben.

 

Eine kleine Geschichte: damals auf der Intensivstation.

Tage auf der Intensivstation nach Lungenkrebs.
Beispielbild von Pixabay

Ich kann mich noch gut an die Tage auf der Intensivstation erinnern, als ich mich selbst schrecklich fühlte, weil ich wegen jedem Mal Trinken oder sonst irgendwas klingeln musste. Ich entschuldige mich, dass ich so unfähig sei und mich so hängen lasse. Da lachte die stellvertretende Stationsleiterin auf und grinste mich an. Ich hatte echt Angst, dass ich nun etwas zu hören bekomme.... Und das bekam ich auch, allerdings anderes als vermutet. Sie sagte in etwa: "Wenn wir mehr so Patienten hätten, die mitarbeiten und kooperativ sind, dann wäre es einfacher. Viele jammern nur und lassen sich gehen." Da musste ich lachen und hatte Angst sie verascht mich, denn ich war der Meinung ich würde mich total gehen lassen...

Doch da erinnerte sie mich, dass ich gerade nicht nur zwei schwere Op´ s hinter mir hatte, sondern auch über 1,5 Liter Blut verloren und (bis dahin) keine Bluttransfusion erhalten hatte. Ihr könnte ja mal googeln was ein Blutverlust in dieser Menge bedeuten kann...


Motivation ist das Beste

Letztendlich motivierte mich das sehr, dass ich keine "Memme" bin. Das half mir auch, als ich wieder im Krankenhaus landete - wegen dem Empyem (übersetzt Eiterkapsel: hört sich eklig an, ist es auch. Und hochgefährlich nebenbei!). Zwar ging es mir zwischenzeitlich richtig beschissen und ich habe wirklich keine Lust mehr gehabt. Mich hat das alles genervt. Draußen tolles Wetter und ich drinnen im Krankenhaus ans Bett gefesselt. Keiner wusste genau wie es weiter geht. Keiner konnte mir eine Prognose geben. Ich habe geheult, gekotzt und die Decke über den Kopf gezogen. Aber das hat natürlich nichts gebracht.

 

Da habe auch ich mal einen Arschtritt gebraucht (großen Dank an den Arzt der für mich da war!) Und dann habe ich eben wieder versucht positiv zu bleiben. Egal ob ich wieder gepikst wurde, egal ob mir verkündet wurde, dass ich nicht nach Hause kann. Schließlich sind wir auch selbst für uns verantwortlich. Die Ärzte waren sich einig: “Dass sie noch so lachen ist unglaublich.” Unglaublich hilfreich!

 

Was ich Euch sagen will:

Habt immer ein Ziel vor Augen und verfolgt es!

 

Ich habe ein Ziel vor Augen. Ich will auch mit einem Lungenflügel so fit sein wie zuvor. Ich will weiterhin die selben Dinge machen und nicht, dass man auf mich Rücksicht nehmen muss. Momentan habe ich den Eindruck, dass das ganz gut läuft. Manchmal glaube ich sogar, dass ich aktuell fitter bin oder zumindest werde, als zuvor. Wahrscheinlich mache ich daher so einen guten Eindruck ;-)

 

Seitdem ich wieder zu Hause bin trainiere ich täglich. Ich gehe einmal pro Woche zur Physiotherapie und jeden Tag wiederhole ich die Übungen: rund 30 Minuten. Außerdem laufe ich täglich. Anfangs max. eine halbe Stunde, mittlerweile mindestens eine Stunde und mehr. 

 

Oft werde ich von Schmerzen ausgebremst, aber das gehört dazu. Nach vorne schauen ist die Devise. Die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben, dass ich mich ganz normal bewegen/verhalten kann. Ich soll das machen was mir Spaß macht. Genau das mache ich. Und genau deshalb verreisen wir wieder. Wir verreisen, weil es geht und weil ich das ebenfalls als Ziel vor Augen hatte. 

 

Und was mein ganz großes Ziel ist.... das verrate ich noch nicht! Aber ein kleineres Ziel folgt schon ganz bald.

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Kommentare: 15
  • #1

    Jenny (Montag, 28 September 2020 11:20)

    Danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst! Ich selbst habe zum Glück noch keine persönliche Erfahrung mit Krebs. Trotzdem fände ich es spannend, wenn du noch konkreter erzählst: Worauf achtest du jetzt, nach dem Krebs, beim Reisen? Bist du z.B. automatisch Corona-Risikopatientin? Musst du dauerhaft Medikamente nehmen oder bestimmte Dinge vermeiden, was musst du z.B. bei der Wahl einer Auslandskrankenversicherung beachten?

    Das sind alles ziemlich praktische Fragen, die mich aber durchaus interessieren. Es gibt ja noch mehr Reiseblogger, die mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen reisen und die ab und zu über ihre besonderen Herausforderungen erzählen. Das finde ich wichtig, weil man so auch erkennt, welche Hürden es für andere gibt, die man selbst gar nicht bemerkt.

    Viele Grüße und weiter gute Besserung!
    Jenny

  • #2

    Kind im Gepäck (Freitag, 02 Oktober 2020 09:25)

    Liebe Jenny,

    vielen Dank für Dein Interesse. Sehr gerne kann ich was darüber schreiben und sicherlich gibt es auch viel mehr zu erzählen. Bisher wollte ich es eigentlich nicht zu einem großen Thema machen, nicht weil ich nicht erzählen mag, sondern, weil ich nicht weiß ob es auf einem Familien-Reiseblog interessiert ;-) Und irgendwie ist es für mich keine Herausforderung... denn für mich geht gefühlt alles normal weiter....

    Zu den Medikamenten kann ich dir gleich sagen, dass ich nichts nehmen muss und ich glaube bei der Auslandsversicherung ändert sicg auch nichts. Auf diese Idee hast Du mich erst gebracht :D

    Corona ist so eine Sache. Da höre ich unterschiedliches. Bin mir selbst etwas unsicher, ich glaub die Ärzte auch, Die Mehrheit meinte aber ich müsste mir keine großen Gedanken machen.

    Ich mache mal eine Umfrage, ob noch mehr Leute Interesse an diesem Thema haben.

    Liebe Grüße!

  • #3

    Michael Schingenga (Mittwoch, 19 Mai 2021 20:40)

    Leider habe ich heute (erst 1 Jahr später) eure Zeilen gelesen.
    Mir wurde im Mai 2020 die linke Lungenflügel wegen Krebs
    entfernt. Bin jetzt 63 und Rentner. 30 Jahre Sport getrieben
    aber immer noch wenig Kraft und Ausdauer.Aber ich bin da positiv.
    Jetzt mein Anliegen: Wie ist das mit Fliegen(Kurzstrecke bis 3 Std.)?
    Wer gibt Auskünfte und welche Werte müssen wie gut sein?
    Habe im Aug. 21 nächsten Termin beim Lungenarzt.
    Wäre toll wenn irgendwer von euch Erfahrungen mit mir teilen würde.

    MFG

  • #4

    Kind im Gepäck (Mittwoch, 19 Mai 2021 21:01)

    Hallo Michael,

    naja, bei mir ist es jetzt ja auch ein Jahr... Meine OP war Ende April 2020.
    Positiv sein ist schon mal gut! Ich bin auch fleißig dabei und denke ich bin recht fit für alles was war.
    Leider kann ich dir bei deinem Anliegen noch nicht weiterhelfen. Ich bin seitdem auch noch nicht geflogen, aber man sagte mir es sei kein Problem. Es gibt hierfür keine Werte soweit ich weiß ;-) Fliegen sollte an sich keine allzu große Belastung sein, denn die Luft in der Luft entspricht ja nicht der tatsächlichen Höhe. Sprich, wenn du auf 3000 Meter Höhe gehst ist das anstrengender für deine Lunge als auf 10 000 zu fliegen. Sprich doch mit deinem Lungenarzt. Einem Flug sollte nach über einem Jahr nichts im Weg stehen.

    Viele Grüße
    Mel

  • #5

    Michael (Freitag, 21 Mai 2021 09:39)

    Hallo Mel,
    vielen lieben Dank für deine Nachricht. Ich dachte schon ich wäre der einzige Mensch in
    Deutschland für einem Lungenflügel. Ich werde meinen Termin abwarten und versuchen
    entsprechende Antworten zu bekommen. Nur die Ärztin ist eine ganz vorsichtige und meinte
    beim letzten Termin : besser immer Urlaub in der Nähe eines Krankenhauses.

    Viele Grüße
    Michael

  • #6

    Kind im Gepäck (Freitag, 21 Mai 2021 10:08)

    Michael, so ging es mir auch. Ich wusste gar nicht, dass Leben mit einem Lungenflügel möglich ist. Aber nach und nach habe ich mittlerweile einige getroffen.
    Ich denke anfangs ist es sicherlich nicht schlecht auf Nummer sicher zu gehen, auch aktuell würde ich mich nicht wochenlang ohne Arzt ins tiefste Nirgendwo wagen, aber hier in Europa ist man doch - fast - überall schnell beim Arzt.
    Ich war bereits vergangenen Sommer auf über 2500 Meter, der Arzt sagte: einfach versuchen. Diesen Sommer soll es auf über 3500 Meter gehen, da bin ich schon sehr gespannt. Ich habe vorher auch noch einmal ein Termin, aber er sagte schon vor ein paar Wochen ich könne es versuchen und er will dann Bescheid ;-) Zugegeben ist das nicht mein Lungenarzt, aber der Lungenarzt aus dem Krankenhaus (er hatte den Tumor gefunden und da war ich im März wieder wegen einer Lungenentzündung). Er ist da recht entspannt und sagt: machen sie was Ihnen gut tut.

    Schöne Grüße!

  • #7

    Michael (Samstag, 22 Mai 2021 09:28)

    Du hast Recht,klar auf Nummer sicher. Mir reicht Europa. Nur fliegen ist schneller und erholsamer.
    Nur bis jetzt hatte ich gar keine Möglichkeit, mich mit jemandem auszutauschen, der eine ähnliche OP hinter sich hat. Selbst im Netz findest du ganz wenig .
    Ich denke ,ich bin doch noch körperlich gut drauf und sollte eigentlich froh sein noch zu leben.
    Aber so wie es meist im Leben ist: der Mensch ist nie zufrieden.
    Aprop Arzt, was nimmst du denn für Unterlagen mit wenn du in Urlaub fährst?

    Schöne Grüße

  • #8

    Kind im Gepäck (Sonntag, 23 Mai 2021 13:04)

    Das stimmt. Man findet recht wenig im Netz. Ich habe schon viel über halbe Lunge und Höhe gesucht und auch nichts gefunden.
    Also ich muss sagen, die halbe Lunge stört mich wenig, es sind mehr die Wehwechen drumherum. Jeden Tag wird man halt daran erinnert. Dennoch bin ich glücklich und zufrieden ;-) Ich denke ich mache das Beste.
    Ich war ja schon im Urlaub und hatte nichts dabei. Wüsste gar nicht was ich mitnehmen soll, es wäre ja ein riesen Stapel da bei mir danach einiges schief ging. Also, ich habe nichts dabei :-)

    Schönes Pfingstwochenende

  • #9

    michael (Dienstag, 25 Mai 2021 08:53)

    Ich musste richtig lachen.
    Genauso geht es mir auch.Die Wehwehchen drum herum. Und wenn Urlaub: Tabletten ok.
    Unterlagen? Soviele und versteht der Arzt sie auch? Na ja ,abwarten. Hab im Juni eine PET CT in Köln.
    Will hoffen das die letzte Bestrahlung geholfen hat. Der Tumor war so groß ,das man 3 Lymknoten drin lassen musste. So, werd jetzt gleich ein bischen Gymnastik machen und wenn der scheiss Regen
    aufhört etwas auf dem Sportplatz laufen.

    Wünsch dir einen schönen Tag

  • #10

    Kind im Gepäck (Mittwoch, 26 Mai 2021 14:33)

    Ich habe aktuell keine Behandlung mehr und glücklicherweise ist daher alles entspannter, als mit Chemo oder Bestrahlung. Nicht schön, wenn der Tumor so groß war :-(
    Bei mir zum Glück sehr klein, dennoch wurde großzügig "ausgeräumt", aber lieber so als wenn etwas zurück kommt.
    Ps, der Regen nervt mich aktuell auch sehr!

    Danke und dir auch einen tollen Tag!!!

  • #11

    Susanne Soentgen (Freitag, 23 Juni 2023 09:11)

    Guten Tag,

    ich habe einen Mann der seit Januar 2022 auch nur noch einen Lungenflügel hat.
    Es ist sehr schwer Menschen zu erreichen die das gleiche durch gemacht haben. ich hätte ein paar Fragen an Sie. Würden sie mich vielleicht mal anschreiben unter susanne-soentgen@web.de das würde mich sehr freuen.
    Liebe Grüße Susanne Soentgen

  • #12

    Kind im Gepäck (Dienstag, 04 Juli 2023 19:13)

    Guten Tag,
    wir haben ja jetzt geschrieben. Danke, dass Sie Kontakt aufgenommen habe.
    Viele liebe Grüße

  • #13

    Michael aus Mai 21 (Freitag, 03 November 2023 13:26)

    Hallo Frau Soentgen,
    Ich bin der andere Gesprächspartner
    Der erst nach so langer Zeit auf diese Seite zurück kommt.
    Bei mir war dir OP 2020 in Köln.
    Bis jetzt Nov.23 war alles krebsfrei..
    Ich kann aber sehr viel berichten, über die letzten guten Jahre.
    Wenn Sie oder Ihr Mann mögen, können Sie mir gerne schreiben.
    Michael-schingenga@t-online.de
    Viele Grüße aus solingen

  • #14

    Trixi (Freitag, 02 Februar 2024 21:08)

    Danke für Deinen Bericht. Mein Mann hat die OP letzt Woche auch geschafft. Hurra. Allerdings bei Deinem Bild von der Intensistation hast Du einen Ring an....das ist normalerweise verboten.

  • #15

    Kind im Gepäck (Freitag, 02 Februar 2024 21:39)

    Zunächst einmal freut es mich sehr für deinen Mann. Ich hoffe e steht bergauf und läuft wie erhofft.
    Bezüglich Bild: es steht extra darunter “Beispielbild” Von mir gibt es kein Bild auf der Intensiv, da ich weder ein Handy hatte noch irgendwer da war um mich zu fotografieren ;-)

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