Lesotho: mit Kleinkind im Osten unterwegs

Armut, Berge und viel Freundlichkeit

Nur den Sani Pass fahren, vielleicht sogar eine typische Touri-Tour machen und Lesotho überhaupt nicht kennen lernen?

Nein! Das wollten wir nicht. Glücklicherweise konnten wir über AirBnB nahe Mokhotlong - gute 40 Minuten landeinwärts - eine Unterkunft finden. So erlebten wir etwas mehr als volle 24 Stunden das "Kingdom in the Sky."

 

Unsere ersten Eindrücke...

Nachdem wir den höchsten Pub Afrikas, am Sani Pass direkt an der Grenze, verlassen haben und tiefer in das Land hinein fahren wird uns eines schnell klar. Hier ist erst einmal nichts und (fast) niemand. Irgendwann läuft an der Straße ein Hirte entlang, etwas weiter entfernt entdecken wir seine Herde Ziegen. Einen Ort oder Ähnliches können wir nicht ausmachen. Nur Berge weit und breit. Die Landschaft hält sich in eintönigem gelb-braun. Die Straße ist unerwartet gut: hervorragend. Schon lange sind wir auf keiner solch tollen Straße mehr gefahren. Bald schlängelt sie sich den Berg hinauf. Auf 3240 Meter liegt der höchste Punkt - wow! Dann geht es langsam wieder hinab. Nur Berge...

 

Wir treffen auf weitere Hirten. Sie kommen uns mit ihren Schafen mitten auf der Straße entgegen. Autos fahren hier wohl selten. Immer wieder kreuzen von nun an Ziegen die Fahrbahn. Wir entdecken vereinzelt ein paar Hütten an den Hängen. Immer wieder Menschen, eingehüllt in die landestypischen Decken, auf der Fahrbahn. Sie werfen interessierte Blicke auf uns. Die meisten winken und lächeln freundlich.

Ursprüngliches Bergland Lesotho.
Gelb-braunes Land Lesotho. Kein Mensch unterwegs.
Hirten samt Schafe ziehen auf den Straßen Lesothos entlang.
Hirten mitten auf der Straße im Osten von Lesotho.

...und eine große Lehre:

Als wir zwei Kinder am Straßenrand entdecken, die uns freundlich winken, entschließen wir anzuhalten. Unser Kofferraum ist schließlich gefüllt mit Äpfeln, Seifen, Büchern usw. für unsere Spendenaktion. Wir sind voll Euphorie und wollen ein paar unserer Sachen verteilen.

 

Als wir aussteigen kommen die Kinder angerannt. Eines der Kinder kann ein wenig Englisch und fragt sofort neugierig wo wir herkommen. "Germany" - scheint ihm jedoch wenig zu sagen. Wir wollen eine Tüte Äpfel da lassen, doch der Junge besteht darauf, dass wir diese verteilen. Schnell werden wir merken wieso. Immer mehr Kinder kommen angerannt. Aus zwei werden mehr als Zwölf!

 

Zugegeben, die Situation gerät etwas aus den Fugen. Wir geben jedem Kind etwas. Alle sind geduldig und zufrieden. Nur einer nicht. Er greift ungefragt zu und plötzlich stürzen sich alle auf unseren offenen Kofferraum. Eine Mutter brüllt die Kinder sofort an und kommt. Sie bedankt sich. Auch alle anderen bedanken sich. Dennoch schließen wir sofort den Kofferraum. Wir wollen nicht, dass es Unruhe gibt. Es fällt uns schwer, aber wir merken, dass es anders nicht geht. Wir verteilen die letzten Äpfel und verabschieden uns.

 

Als wir merken, dass manche Kinder vielleicht nichts bekommen haben, haben wir natürlich ein schlechtes Gewissen. Einige winken uns als wir einsteigen. Andere "unterhalten" sich mit Samu, den wir in dem ganzen Gewusel völlig auf dem Rücksitz "vergessen" haben. Obwohl wir nichts mehr verteilen bleiben die Kinder freundlich.

 

Dann fahren wir weiter. Die Szene vom Straßenrand bleibt uns im Kopf und uns ist klar: so, am Straßenrand etwas verschenken, das geht nicht gut. Wir beschließen nicht mehr anzuhalten, sondern wie geplant im Dorf die Sachen zu verteilen. Insgesamt lernen wir aus dieser Aktion, dass schenken nicht unbedingt gut ist. Auf dem Blog Nordkap nach Südkap habe ich einen guten Gedankengang dazu gelesen. 

In Lesotho freuen sich Kinder über jeden Apfel.
Ein Apfel macht die armen Kinder in Lesotho glücklich.
Sinnvoll Spenden in Lesotho ist angebracht. Nicht einfach Süßigkeiten verteilen.
Die beschenkten Kinder in Lesotho freuen sich. Doch war die Spende sinnvoll?

"Unser" Dorf:

Auf dem weiteren Weg begegnet uns kein einziges weiteres Fahrzeug, dafür Ziegen, Pferde und Esel. Und natürlich jede Menge winkende Menschen am Straßenrand. Irgendwann verlassen wir die gute Straße, es geht auf einer Dirtroad weiter. Dann finden wir zwar die Abzweigung zur Unterkunft, doch wo unsere Hütte sein soll ist uns erst einmal ein Rätsel. Eine Straße können wir nirgendwo erkennen. Wir wollen Kinder fragen die hier rumstehen, doch eines bekommt sichtlich Angst vor uns und ergreift die Flucht. Ohje, das wollten wir nicht!

 

"Unser" Dorf - Ha Rafolatsane/Molumong. Wo ist nur die Lodge und die Straße dazu?
"Unser" Dorf - Ha Rafolatsane/Molumong. Wo ist nur die Lodge und die Straße dazu?

 

Da stehen wir erst einmal. Wohin nur? Das kleine Kind hält weiter viel Abstand von uns, ein anderes kommt her, kann uns aber nicht weiter helfen. Eine Lodge, eine Unterkunft - keine Ahnung! Touristen sind hier definitiv nicht die Regel.

 

Wir entschließen uns einfach den Berg hinunter zu fahren. Über Stock und Stein holpern wir quer durch den Ort. Kein Wunder, wir sind die einzigen mit Fahrzeug weit und breit. A propos Fahrzeug? Auch bisher sind wir keinem weiteren Auto begegnet! 

Wir halten vor einem richtigen Haus. Ein Mann winkt uns - hier sind wir wohl tatsächlich richtig! Zwei total abgemagerte Hunde begrüßen uns. Zwei Jungs, die Rinder hüten, schauen schüchtern zu uns rüber. Wir bekommen unser Zimmer gezeigt, dann laden wir aus.

 

Die Lodge ist weitaus besser als gedacht, aber alles natürlich sehr einfach. Ich muss erst einmal die hungernden Hunde füttern - mit den letzten Wurst und Käsescheiben die wir haben. Doch das ist mir egal. Die Hunde tun mir zu arg leid.

Ausgemergelte Hunde der Lodge. Wir versorgen sie mit unseren letzten Wurstscheiben.
Ausgemergelte Hunde der Lodge. Wir versorgen sie mit unseren letzten Wurstscheiben.

So viel Armut aber Lebensfreude:

Wir verbringen den Nachmittag vor der Lodge. Wir sind einfach geflasht von den Eindrücken. Alle die Armut, die karge Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen, die einfachen Hütten - Rondevals genannt, die vielen lachenden Kinder. Die Kinder, die so glücklich waren einen Apfel und einen Muffin von uns zu bekommen...

 

Bald schon wird es dunkel. Richtig dunkel. Lichter sieht man hier keine. Unseres an der Lodge ist irgendwie das Einzige. Strom haben wir nicht, nur einen Generator für vier Stunden. Wir kommen uns trotzdem schlecht vor. Eine Heizung gibt es natürlich auch nicht. Der Mann, welcher uns unser Zimmer gezeigt hatte, macht uns noch ein Feuer im Ofen im Zimmer. Dann herrscht absolute Ruhe.

 

Der Ofen hat das Zimmer wunderbar aufgeheizt. Mit all den Eindrücken - der Armut und den freundlichen Menschen - gehen wir ins Bett. Wir sind gespannt was der nächste Tag und unsere Spendenaktion bringen wird.

 


Zur InfO:

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Hier haben wir gewohnt:

Wie bereits erwähnt haben wir unsere Unterkunft über AirBnB gefunden. Die "Molumong Lodge", so der Name der Unterkunft, befindet sich etwa 45 Autominuten vom Sani Pass entfernt und ist aufgrund des letzten Abschnittes nur mit 4WD/High Clearance zu erreichen.

 

Die Unterkunft ist sehr einfach aber recht sauber. Es gibt drei Zimmer. Zwei Zweibett-Zimmer und ein großen Schlafsaal für 13 Personen (6 Stockbetten, 1 Einzelbett). Außerdem gibt es ein großes Wohn- und Esszimmer sowie eine Küche und separate WCs. Hier findet Ihr mehr.

GUTSCHEIN:

AirBnB schenkt dir Guthaben wenn Du Dich über uns anmeldest - und uns auch!

 



Weitere Berichte über Lesotho:

Unsere Spendenaktion:


Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Angela (Freitag, 20 Oktober 2017 13:59)

    Toller Bericht über ein spannendes Land. Krass, dass ihr kein einziges anderes Auto getroffen habt. Der Tourismus scheint da wirklich nur auf der Hauptstrecke durchzurollen.
    Liebe Grüße
    Angela

  • #2

    Kind im Gepäck (Freitag, 17 November 2017 10:37)

    Liebe Angela,
    danke Dir! Ja, das ist schon ganz komisch, wenn man als einziger mit Auto fährt und der Rest reitet.... Ein wirklich spannendes Land, welches wir unbedingt noch einmal besuchen müssen.
    Liebe Grüße
    Mel

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