Können die Kleinen schon auf´s Wasser?
Ich atme tief durch und schaue vorsichtig Richtung Ablegeplatz. Hinter mir beschwert sich der Zwerg kleinlaut. Ein Ehepaar schaut zu uns auf das Wasser. Ob sie mich brüllen gehört haben? Ich wei´ß es nicht. Wobei mein "Jetzt ist aber Schluss hier!", schon sehr laut war. Aber ich wusste mir ehrlich gesagt leider nicht anders zu helfen und das Kajak hatte schon bedrohlich zu schwanken begonnen. Warum? Weil der Zwerg auch unbedingt ein Paddel wollte, oder die Kamera, oder sonst irgendwas...
Zugegeben unsere ersten zwei, drei Minuten im Kajak waren etwas chaotisch. Vielleicht hätten wir dem Kleinen erst erklären sollen, wie eine Kajakfahrt so abläuft und dann lospaddeln. Doch beim ersten Mal macht man eben mal Fehler. Wir (er-)klären die Sache ruhig. Geben unserem Kleinen eine Aufgabe: Schildkröten suchen - und paddeln dann weiter. Von nun an läuft´ s!
Gemütlich paddlen wir den Fluß entlang. Beobachten Schildkröten beim Sonnen, Vögel beim Fische fangen, Krokodile beim Relaxen. Kämpfen uns gegen die Strömung, lassen uns stromabwärts treiben. Halten an und genießen einfach. Und plötzlich sind die 90 Minuten schon um. Als wir uns dem Ablegeplatz nähern will der Zwerg nur noch eines: "Weiterfahren!"
Kajak versus Kanu - was ist der Unterschied:
Nun, was die Bootskunde angeht sind wir definitiv keine Profis. Dennoch versuchen wir mal relativ kurz und knapp den kleinen aber feinen Unterschied zwischen Kajak und Kanu zu erklären.
Ein Kajak ist ein ein- oder mehrsitziges Sportpaddelboot, bei dem die Insassen mit Doppelpaddel das Boot vorwärtsbewegen und relativ flach über dem Wasser sitzen. Natürlich gibt es wiederum die unterschiedlichsten Kajak-Variationen: wie offene Kajaks oder geschlossene.
Ein Kanu hingegen ist ein Boot bei dem die Insassen auf erhöhten (Holz-)sitzen sitzen und paddeln. Das Kanu ragt weiter aus dem Wasser heraus.
Kajak oder Kanu mit Kleinkind?
Nun stellt sich die Frage: welche Boots-Variante ist mit Kleinkind besser geeignet. Vermutlich tendiert Ihr dazu zu denken, dass das Kanu mit den Sitzen und mehr Abstand zum Wasser das besser geeignete Boot ist. Es scheint durch die höheren Seiten und dem mehr an Boot die sicherere Lösung zu sein. Dem ist aber nicht so. Wir haben uns in den USA bei mehreren Anbietern beraten lassen und alle waren sich einig: das Kajak ist die sichere und einfachere Variante mit Kleinkind. Und das ist ganz logisch und einfach erklärt.
Das Kanu bietet dem Kleinkind viel mehr Freiraum sich zu bewegen. Und wenn es den hat, dann will es den natürlich auch (wenn nicht anders gewohnt) nutzen. Sprich, es wird aufstehen und versuchen herumzulaufen! Ein laufendes, hüpfendes oder hin- und herschwankendes Kind ist im Kanu allerdings kein Spaß. Das Boot schaukelt sich dadurch sehr schnell auf und kann demzufolge kentern. Damit wäre das Abenteuer unschön beendet.
Im Kajak hingegen bleibt dem Kind nur sehr wenig Raum zum Handeln. Aufstehen fällt hier deutlich schwerer, da keine Möglichkeit gegeben ist zum herumlaufen. Es ist zudem schon nah am Wasser, das Kind kann vielleicht sogar eine Hand hinein strecken und der Reiz aufzustehen ist hier deutlich geringer. Aber auch hier gilt es natürlich darauf zu achten, dass das Kind nicht zu viel "herumtollt", denn auch ein Kajak kann kentern.
Auf was muss beim Kajak (oder Kanu-) fahren mit Kleinkind geachtet werden:
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Oberste Priorität bei jeder Bootsfahrt hat natürlich die Schwimmweste. Diese sollte Eurem Kind perfekt passen. Eine Schwimmweste die nicht
richtig sitzt, nicht zur Größe und dem Gewicht des Kindes passt, ist nutzlos. Zugegeben, das wird bei öffentlichen Bootsverleihen natürlich etwas schwerer, aber auch diese
haben Kleinkind-Schwimmwesten. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte sich bestenfalls eine gute Schwimmweste - die nicht teuer sind - anschaffen.
- Bedenkt, dass Ihr jederzeit handlungsfähig sein müsst. Ihr solltet ggf. schnell handeln um ein über Bord gefallenes Kind retten zu können. Wenn Ihr Euch allerdings selbst im Wasser unwohl fühlt, schlechte Schwimmer seid oder beim Kentern in Panik geraten würdet, dann solltet Ihr solch einen Auslfug noch einmal überdenken.
- Packt Eure Kleinkinder bitte keinesfalls in ein Tragetuch oder denkt darüber nach ein Baby in der Babyschale an Bord zu nehmen! Bei einer Kenterung steht es in beiden Fällen sehr schlecht um die Kleinen. Sie würden vermutlich an Eurer Brust ertrinken bzw. mit Babyschale versinken.
- Wie immer und überall: Sonnenschutz nicht vergessen. Auf dem Wasser seid Ihr der Sonne ausgeliefert. Neben Sonnencreme und UV-Schutzkleidung ist auch ein Hut oder eine ähnliche Kopfbedeckung angebracht.
- Paddelt nur in Gewässern wo Ihr Euch wohl und sicher fühlt. Bestenfalls in warmen, nicht allzu tiefen Seen oder ruhigen Flüssen.
Tipps zum Kajak fahren mit Kleinkind:
Damit Eure Kajak-Tour ein Erfolg wird haben wir Euch noch ein paar Tipps zusammengestellt:
- Macht es Euch und Eurem Kind gemütlich. Im Kajak hat man zwar nicht massig Platz, aber achtet darauf, dass Euer Kind (und Ihr Euch) wohlfühlt, so bleibt das Kind auch entspannter und länger ruhig sitzen. Und Ihr seid ebenfalls weder gestresst noch unentspannt.
- Begeistert die Kleinen für "Attraktionen" welche während der Fahrt gesehen werden. Das können anderen Bootsfahrer sein, Tiere im Wasser oder an Land, Baumstämme, Pflanzen - Kindern lassen sich ja so leicht für diverse Sachen begeistern.
- Packt etwas zu Essen und zu Trinken ein. Auch wenn die Tour nicht lange gehen soll ist Trinken vor allem im Sommer wichtig. Zudem kann ein kleiner gesunder (Obst-) Snack auch mal eine langweilig Phase überbrücken.
- Plant die erste Tour nicht zu lang. Rund 90 Minuten sind ein guter Zeitraum für die erste Tour auf dem Wasser. In diesem Zeitraum wird es dem Kind meist nicht langweilig und es verliert nicht gleich den Spaß an der Sache.
- Nehmt ein Handy (bestenfalls in wasserdichter Schutzfolie) mit. So fühlt Ihr Euch sicherer, falls etwas Unvorhergesehenes passieren sollte.
Und nun habt ganz viel Spaß!
Ihr wollt unsere Kajak-Fahrt auf dem Wekiva River nördlich von Orlando in Florida sehen?
Unser Kajak-Video ist bei youtube.
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Ina (Mittwoch, 20 Februar 2019 16:11)
Klingt nach einem Abenteuer! Für unsere Kleine wäre es jetzt mit fast 3 Jahren definitiv noch nix, aber das ist total Kind abhängig, mit unserer Ältesten hätten wir es schon eher gekonnt.Danke für eure Tipps und euren Bericht.
LG Ina
M (Montag, 03 Februar 2020 12:32)
Hmmm. Also ich selber bin Kajak-Fahrer. Ich würde gerne folgendes anmerken:
Das auf dem Bild dargestellt Kaja ist ein SitOnTop und diese Kajak sind sicher nicht kippstabilsten z.B. verglichen mit einem Seekajak oder einem Wildwasserkajak. Einen Kanadier auf einem See zu kentern erfordert viel Missgeschick, würde ich meinen - habe aber nie in einem mit einem Kind zusammen gesessen.
Ein Kind in einer Spritzdecke in einem Kajak unterzubringen, dass ist was mir gerade am meisten Sorge bereitet, denn das Kind muss sich aktiv darum kümmern, aus dem Kajak rauszukommen - sprich die Spritzdecke vom Süllrand lösen.
Daher wäre meine erste Wahl ein Kanadier. Den kann man mit Auftriebskörpern zu präparieren, dass das Kind weniger Raum zum toben hat und das Boot nicht so leicht mit Wasser vollläuft und manövrierungsfähiger bleibt.
Soweit meine 5 Cent.
John (Dienstag, 18 April 2023 10:11)
Auch ich bin Kajak-Fahrer und möchte was zur Kippstabilität anmerken. Die meisten SitOnTops sind breite Touriboote und SEHR kippstabil. Das blaue Boot im Bericht dürfte knapp 1m breit sein, das schmeist man nicht sehr leicht um. Die werden z.B. am Mittelmeer verliehen an ungelernte Fahrer bis zu mittleren Wellen die auch mal kurz zwischendrin Baden wollen. Spritzdecke etc. sind da kein Thema und auch nach einem Kentern kommt man sehr einfach wieder drauf. "Rein" muss man ja gar nicht.
Es gibt wacklige SitOnTops: Das sind dann superschlanke (und teure) Rennbote (ca. 35cm breit), auch Surfski genannt und wird man nirgendwo als Leihboot bekommen.
Seekajaks können als Leihboote halbwegs kippstabil sein, die meisten Tourenboote sind aber eher schmal und haben nur einzelne Sitzluken (Löcher) für die Personen. Die Luken sind für eine Person mit Kind meist zu klein, es müste also in eine eigene Luke und nicht in Greifnähe. Eine eventuelle Spritzdecke und Kleinkind dürfte sich gar nicht vertragen, da das Kind beim Kentern da zuverlässig rauskommen muss sonst ertrinkt es sofort! Bei Seekajaks ist Kentern aber für alle kein Spaß und das Wiederreinkommen muss wirklich gelernt werden.
Für Kindertouren sehe ich daher - wie im Artikel beschrieben - vor allem offene Boote (Kajak oder Kanu), leichtes Gewässer, keine großen sportlichen Ambitionen und dafür Spaß bei der Sache :-).
Was im Bericht nicht ausdrücklich zur Sprache kam: Gerade zu Beginn dürfte ein "Zweier" sinnvoll sein, also wenn zwei Erwachsene mit ihm Boot sitzen. Dann kann sich vor allem bei Flüssen notfalls einer um das Kind kümmern und der zweite noch um Hindernisse herumsteuern.
Kind im Gepäck (Dienstag, 18 April 2023 12:14)
Hallo John,
besten Dank für Deine ausführliche Meinung und Ergänzung. Das ist super wichtig und interessant zu lesen. Ich versuche in nächster Zeit Mal etwas zu ergänzen und wie Du schreibst einzufügen, dass man die ersten Unternehmungen zu Dritt starten sollte, damit auch immer wer ein Blick für das Kind hat. Bin da irgendwie von ausgegangen ;-)
Vielen Dank und schöne Grüße