Die Natur - Perle am Bodensee
Konstanz, Meersburg, Friedrichshafen, Bregenz - wohlbekannte Orte am Bodensee. Und was ist mit Radolfzell? Sicherlich allen Bodensee-Besuchern bekannt, doch wohl nur die Wenigsten würden dieser Kleinstadt am Untersee große Beachtung schenken. Dabei wird Radolfzell als die heimliche Umwelthauptstadt am Bodensee bezeichnet. Warum?
Riedflächen, Mischwälder, Naturseen – nirgendwo sonst in der Region zeigt sich die Bodenseelandschaft facettenreicher und ursprünglicher.
Außerdem haben in keiner anderen Kleinstadt so viele Umweltorganisationen ihren Sitz. Und nicht zuletzt stehen auch rund 12 Prozent der Radolfzeller Gemarkung schon seit vielen Jahren unter Naturschutz. Aktuell gibt es passend dazu im Stadtmuseum von Radolfzell eine neue Ausstellung: „Umwelt bewegt. Menschen – Geschichte – Radolfzell“. Die Ausstellung ist noch bis 25. Februar 2024 zu sehen. Hier erhält man nun einen Überblick über die Geschichte der Umweltbewegung in Radolfzell.
Seit den 1980er Jahren ist Radolfzell bereits die heimliche Umwelthauptstadt am Bodensee. Wie wichtig die Natur als unverzichtbare Lebensgrundlage ist, ist den Menschen hier aber schon viel länger bekannt. Denn der Umweltschutz gehört gewissermaßen zur DNA der historischen Bodenseestadt am Untersee. Das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur ist am westlichen Bodensee schon über 50 Jahre länger, nämlich seit den 1920er Jahren verankert. Zu dieser Zeit wurde eine Vogelwarte auf der Halbinsel Mettnau errichtet - die eigentliche Keimzelle für das spätere Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie.
Die Forschung zu Vögeln war hier, wo schon lange Zeit jährlich zigtausende Zugvögel überwintern, bereits vor mehr als hundert Jahren beheimatet. Eine Gruppe begeisterter Naturschützer weitete das Netz von Naturschutzorganisationen in Radolfzell über die Jahre immer weiter aus. Mittlerweile haben mehr als ein Dutzend Umweltorganisationen ihren Sitz in der Bodenseestadt. Aber wie kann man nun heute die Natur und Schutzgebiete in Radolfzell bei einem Ausflug an den See selbst erleben? Wir haben ein paar Tipps!
Tipps für tolle Naturerlebnisse am Bodanrück und Radolfzell
Das Naturschutzgebiet am Mindelsee:
Das Gebiet um den Mindelsee zählt zu den ältesten Naturschutzgebieten Baden-Württembergs und ist berühmt für seine Artenvielfalt. Wer an den Bodensee fährt übersieht diesen kleinen See gerne, denn es liegt nur unweit vom Schwäbischen Meer entfernt, idyllisch eingebettet zwischen Möggingen und Markelfingen.
Sumpfschrecken, Adonislibellen, Laubfrösche, Fledermausarten, Biber, Wat- und Wasservögel geben sich hier ihr Stelldichein. Wer mehr über die tierischen und pflanzlichen Bewohner des Gebiets erfahren möchte, kann beim BUND in Möggingen die Mindelsee-Ausstellung besuchen. Sie hält spannende Informationen über die Besonderheiten des Naturjuwels bereit. Zudem werden eine Fülle von Veranstaltungen wie Vogelstimmen-Führungen, Frosch-Konzertabende und weitere Mitmachgelegenheiten wie etwa die Riedpflege angeboten.
Wir sind natürlich bereits um den Mindelsee gewandert. Die Wanderung ist nahezu ebenerdig und im Sommer spenden zum Teil die Bäume Schatten. Es gibt sogar eine Badestelle im Sommer. Wir sind bisher allerdings nur im Herbst um den Mindelsee gewandert.
Die Mindelsee-Runde:
Dauer: ca. 2:30 h / Kilometer: 8 / Höhenmeter: 30 / Kategorie: leicht
Start-/ Endpunkt: Parkplatz am Waldfriedhof Markelfingen oder Wanderparkplatz (K6167)/ Stadtbus Linie 6 oder 8
Einkehr: Selbstbedienungscafé Rosenstüble am Dürrenhof / Restaurant zur Kapelle, Café Diener, Einkehr am Gleis oder Naturfreundehaus Bodensee in Markelfingen / Café Mindelsee in Möggingen oder Picknick mitnehmen.
Nicht für den Kinderwagen geeignet.
Hereinspaziert: Das Max-Planck-Institut und sein Hennhouse:
Es wurde ja bereits schon thematisiert: das berühmte Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Es hat seinen Sitz etwas außerhalb des Ortskerns von Möggingen. Forschungsschwerpunkt sind logischerweise die Zug- und Wanderbewegungen von Vögeln, Fischen und anderen Tieren - man beachte - rund um den Globus. Hierzu werden bekanntermaßen etwa die Vögel mit Sendern versehen. Ihre Routen werden auf den Bildschirmen der Forscher sichtbar gemacht und nachverfolgt.
Im Wald, etwas abseits des Instituts, liegt recht idyllisch das MPI-Besucherzentrum „MaxCine“. In einem alten Hofgebäude aus Fachwerk befindet sich ein höchst modernes und spannendes Multimedia-Erlebnis. Denn der ehemalige Hühnerstall, daher der Name Hennhouse, ist zu einem interaktiven Mitmach-Kino umfunktioniert worden. Der Besucher wird bei Rundum-Projektionen mal Teil eines Vogelschwarms, mal schwimmt er mit Tausenden von Fischen mit. Sehr abenteuerlich und aufregend. Zudem werden im Hennhouse auch immer wieder Workshops und Kurse vor allem für Kinder und Jugendliche angeboten.
Piepshow auf der Mettnau:
Diese Piepshow könnte ihr vorab nicht bestellen und es gibt sie auch nicht auf Bezahlung. Aber wir können Euch verraten: es gibt sie auf alle Fälle im Frühjahr. Denn das startet auf der Halbinsel Mettnau mit großem "Hallo". Egal ob Rotkehlchen, Zaunkönig oder Amsel - alle werfen sich in die Brust und zwitschern was das Zeug hält. Und natürlich kehren auch die Zugvögel zurück.
Die ersten Rückkehrer sind Singdrossel, Zilpzalp und Hausrotschwanz. Später kommen dann der Kuckuck und die Nachtigall. Natürlich ist die Halbinsel Mettnau zu großen Teilen Schutzgebiet. Sie erstreckt sich von Radolfzell aus weit in den Untersee hinein. Sie bringt auf kleinem Raum die typischen Bodensee-Lebensräume zusammen: dabei sind die Flachwasserzonen Revier für zahlreiche seltene Wasservögel. Die Kiesufer, Schilfzonen und Auwäldchen sind idealer Lebensraum für Pirol und Schwarzmilan.
Die Gebüsche und Riedwiesen rundherum lassen Mehlprimel, Orchideen, Iris und Co. gedeihen. Betreut wird das Naturschutzgebiet vom NABU. Dieser bietet von April bis August jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat den geführten „Naturspaziergang Mettnau“ an. Und an jedem dritten Sonntag im Monat lädt der NABU vormittags zum „Sonntagsspaziergang“.
Wichtig zu wissen: Der äußerste Zipfel der Halbinsel - auch Mettnauspitze genannt – ist ab Mitte April bis Ende August aus Vogelschutz-gründen gesperrt. Dann dient der Mettnauturm als Aussichtspunkt für Naturliebhaber.
In Runden erkunden: den Bodanrück
Rund um Radolfzell lässt sich einiges zu Fuß erkunden: Natur pur eben. Dabei sind die Radolfzeller Ortsteile Markelfingen, Möggingen, Güttingen und Liggeringen Ausgangspunkt für die „Radolfzeller Runden“. Auf diesen lückenlos beschilderten Rundwanderwegen lässt sich die Naturlandschaft um Radolfzell ganz entspannt und umweltfreundlich per Pedes erkunden. Dabei führen vier der fünf aussichtsreichen Wander-Runden über den urtümlichen Bodanrück.
Der Bodanrück, das ist die Halbinsel die den Untersee vom Überlinger See trennt. Sie ist ein Relikt der Eiszeit. Zum Untersee hin fällt die Landschaft sanft ab und bietet auf verschiedenen Höhenlagen immer wieder neue Panoramen. Zum Überlinger See hin zeigt der Höhenzug seine rauere Seite. 200 Meter hohe Steilhänge legen den Wanderern hier herrliche Ausblicke zu Füßen.
Die knapp acht Kilometer lange Mühlsberg-Runde ist mit rund zweieinhalb Stunden Laufzeit die längste der Radolfzeller Runden. Für Familien bietet sich vor allem die nur drei Kilometer lange Muckeseckele-Runde an. Mehr zu den Routen im Anschluss.
- Mühlsberg-Runde:
Dauer: ca. 2:30 h / Kilometer: 8,7 / Höhenmeter: 260 / mittel
Start-/ Endpunkt: Parkplatz Litzelhardhalle Liggeringen / Stadtbus Linie 6
Einkehr: Gasthof Kranz (Liggeringen), Landgasthof Adler (Güttingen)
- Bodanrück-Runde:
Dauer: ca. 2:20 h / Kilometer: 8,3 / Höhenmeter: 200 / mittel
Start-/ Endpunkt: Parkplatz am Grillplatz „Brand“ oder Wanderparkplatz am Hofgut Bodenwald / Stadtbus Linie 6
Einkehr: Bisonstube Bodenwald, Gasthof Kranz (Liggeringen)
- Muckeseckele-Runde:
Dauer: 0:50 h / Kilometer: 3,1 / Höhenmeter: 36 / Kategorie: leicht
Start-/ Endpunkt: Wanderparkplatz am Hofgut Bodenwald
Einkehr: Bisonstube Bodenwald
- Homburg-Steig: ist aktuell nicht begehbar wegen Erdrutsch. Der Aufstieg von Stahringen zur Burgruine Homburg mit traumhafter Aussicht ist jedoch möglich
- Mindelsee-Runde: eingangs bereits beschrieben
Drei weitere Tipps für Naturerlebnisse bei Radolfzell:
Tipp 1: NABU - Führung „Naturspaziergang Mettnau“
Bei diesem Spaziergang durch den Kurpark erleben die Teilnehmer die Tier- und Pflanzenwelt der Halbinsel Mettnau.
Bis August jeden 2. und 4. Dienstag um 19.00 Uhr, Treffpunkt:
NABU-Infopavillon
Weitere Informationen: www.nabu-bodenseezentrum.de
Auf der Seite des NABU findet ihr auch weitere Tipps.
Tipp 3: Qigong-Wandern am Mindelsee
Klingt etwas verrückt und ist sicherlich nicht jedermans Sache, aber definitiv eine neue Erfahrung. Bei einem zweistündigen Qigong-Spaziergangs gemeinsam mit Gerold Gerber durch das Naturschutzgebiet Mindelsee erkunden Teilnehmer die unberührte Natur und genießen belebende Energieübungen.
Tipp 2: Life-Pfad Untersee
Eine entspannte Wanderung und gleichzeitig ein außerschulischer Lernort. Rund um die Bucht des Markelfinger Winkels zwischen dem Naturfreundehaus Bodensee in Markelfingen und dem Mettnauturm verläuft der Naturerlebnispfad „Life-Pfad“. Er führt durch die beiden Naturschutzgebiete Bodenseeufer Markelfingen und Halbinsel Mettnau. 19 Lehrtafeln entlang der Strecke informieren über die Bodenseelebensräume und ihre Bewohner.
Dauer: 1:30 h / Kilometer: 6,2 / Höhenmeter: 10 / Kategorie: leicht
Startpunkt: Parkplatz des Naturfreundehaus Bodensee oder Park-platz des Strandbad Mettnau / Stadtbus Linie 5 bis Strandbad Mettnau oder Bahn bis Markelfingen.
Weitere Informationen:
www.radolfzell-tourismus.de/touren/life-pfad-untersee-7c2a9762bd
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