Wenn der Officer kommt...
Heute erzählen hikelust...
Hikelust, das sind Imke und Jan. Ihre Leidenschaft ist der Südwesten der USA. Die beiden wandern auf und abseits der bekannten Pfade, immer mit dabei die Fotoausrüstung. Auf dem Blog der beiden findet Ihr Tipps und Inspirationen rund um die Routen- und Reiseplanung, spannende Wanderungen und tolle Fotospots.
Die neuste Reisepanne passierte den beiden erst vor wenigen Tagen, im Juni 2017, natürlich im Südwesten der USA, in Arizona.
Blaulicht, Rotlicht, beides leuchtet in einem unregelmäßigen Rhythmus hinter uns auf. Das kann nur eins bedeuten: Polizeikontrolle.
Wir stoppen unser Auto und warten bis der Officer aus seinem Wagen steigt. Angespannte Stille. Shit!
Was zuvor geschah....
Drei Tage zuvor sind wir gerade nach 11 Stunden Flug von London in Los Angeles gelandet und stehen vor unserem Mietwagen. Der Nissan Armada wird für die nächsten drei Wochen unser mobiles zu Hause sein. Was für ein Schiff! Da kriegen wir wohl alles unter, was wir so bei einem Roadtrip durch den Südwesten brauchen. Nachdem wir kurz die Reifen und den Radstand gecheckt haben, fällt uns etwas auf. Da fehlt doch was... wo sind eigentlich die Kennzeichen?
Die Mitarbeiter der Mietwagenstation versichern uns, das sei völlig üblich, dass er keine Kennzeichen hat. Wir hätten eine zeitlich befristete Zulassung. Diese sei vorne an der Frontscheibe befestigt. Wir schauen uns an. Dieser kaum lesbare DIN A5-Zettel mit zwei Tesastreifen befestigte Wisch soll unsere Zulassung sein? Na gut, andere Länder – andere Sitten.
Die abgelaufene Zulassung
Wir sitzen angespannt nebeneinander im Auto. Wir sind gerade auf dem Weg nach Sedona und befinden uns in dem Örtchen Cottonwood. Nach einem kurzen Stop an der Tankstelle fuhr ein Polizeiwagen ein paar Minuten hinter uns. Erst machte er Anstalten, zu überholen, scherte dann aber wieder hinter uns ein. Und jetzt sitzen wir beide nebeneinander und trauen uns kaum einen Piep zu sagen. Tief durchatmen und ganz ruhig bleiben!
Natürlich fragt uns der Officer, wieso wir denn ohne Kennzeichen unterwegs sind. Wir erklären ihm die Situation und zeigen ihm den lächerlichen Zettel, der alles über das Fahrzeug aussagen soll, was sonst ein Kennzeichen tut. Er wirft einen kurzen Blick darauf und geht zu seinem Wagen zurück.
Wir fangen an, zu schwitzen. „Hast du das auch gesehen?“, frage ich Jan. „Ja – krass, oder?“, antwortet er geschockt. Unsere befristete Zulassung ist nur bis zum 15.06. gültig. Wir fahren das Auto allerdings noch eine Woche länger. Uns beiden sitzt ein Kloß im Hals. Bedeutet dass, das etwa einen Autotausch oder gar das Ende unserer Reise?
Gesetze, Gesetze, Gesetze
Der Officer kehrt zurück zu uns. Er erzählt uns, das Fahrzeug sei ursprünglich in Nevada zugelassen worden und offiziell registriert ist.
"Ich würde gern einmal in den Mietvertrag schauen, ob dort etwas zu der Zulassung vermerkt ist", sagte er. Dieser liegt aber im Handschuhfach. Ich frage den Officer, ob ich ihm den Mietvertrag geben soll. Natürlich wechselt er dazu auf meine Seite und mit zitternden Händen greife ich erst zum Handschuhfach als seine Blicke meine Hände gut sehen können. Ich reiche ihm den Vertrag und wir warten. Nichts – da steht nichts!
Er erklärt uns, dass in Arizona die zeitlich befristeten „Kennzeichen“ (alias der DIN A5-Zettel) hinten rechts angebracht werden müssten. Die Gesetzeslage in Kalifornien, wo wir den Wagen abgeholt haben, sei wohl eine andere. Er fragt sich, warum wir nicht schon eher angehalten worden seien und bittet uns, die Zulassung umzuhängen. Und er sagt uns lächelnd voraus, dass wir in den anderen Staaten noch mal angehalten werden könnten, weil die Gesetzeslage in Utah und Nevada ebenfalls abweichend ist. Na toll!
No risk, no fun!
Wir wechseln noch ein paar kurze nette Worte und dann wünscht uns der Officer schon eine gute Weiterfahrt. Puh! Erstmal durchatmen. Die Anspannung lässt langsam nach. Wir können weiterfahren, alles ist gut. Erleichterung macht sich breit. Und gleichzeitig auch ein bisschen Panik. Was geschieht ab dem Ende der Zulassung? Wird uns tatsächlich noch jemand anhalten? Wir lassen es darauf ankommen und fahren einfach weiter. Drei Wochen lang...
Das glückliche Ende
Als wir unseren Mietwagen in Las Vegas abgeben, sind wir froh, über die tollen Dienste, die unser Auto geleistet hat. Zum Glück haben wir in den letzten 3.800 Meilen keine weitere Polizeikontrolle mehr erlebt. Wir weisen die Mitwagenfirma auf die abgelaufene Zulassung hin. Nur so als Schutz für die nächsten Mieter. Wir sind erleichtert, dass alles so glimpflich abgelaufen ist. Ehrlicherweise können wir aber nicht verheimlichen, dass während der gesamten Reise ein angespannte Stimmung herrschte, sobald hinter uns ein Polizeiwagen fuhr.
Mehr zu "hikelust" in den sozialen Medien findet Ihr hier:
Nächsten Mittwoch, 19 Juli, lest Ihr eine lustige Geschichte von der Reisebloggerin. Sie schreibt über einen frechen, gefräßigen Waschbären.
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Maria (Mittwoch, 12 Juli 2017 22:06)
Darüber kann man immer und überall berichten, ich vermute, so ein Erlebnis vergisst man nie, oder? Unglaublich, wie unterschiedlich in einem einzigen Land Gesetze sein können. Mir ist nicht so ganz klar, warum es von Bedeutung ist, wo diese Zulassung hängt - hinten rechts oder vorne links - aber ich wäre die Reise über genauso angespannt, wie ihr :-) Die USA sind doch schon ein sehr spezielles Pflaster.
Viele Grüße
Maria
Kind im Gepäck (Mittwoch, 12 Juli 2017 23:00)
Wohl eher nicht.... Aber es ist sehr spannend, dass in den USA eben wirklich bei allen möglichen Sachen so unterschiedliche Gesetze herrschen. Als Tourist bedenkt man das oft nicht.
Danke für deinen Kommentar!
Mel, Rolf & Samu
Stefanie (Donnerstag, 13 Juli 2017 17:06)
Wow, da hätte ich aber auch Angst gehabt mit einem Auto mit abgelaufener Zulassung zu fahren. Als mich hier in den USA das erste mal ein cop angehalten hatte, hatte ich schon Angst ohne das irgendwas nicht in Ordnung war. Ich hab mir nur gedacht, mach blos keine plötzlichen Bewegungen, nicht das er dich erschießt lol. Der war aber eigentlich total nett.
Kind im Gepäck (Donnerstag, 13 Juli 2017)
Hallo Stefanie,
ja meist macht man sich da zu viele Gedanken, weil man die "Horrorgeschichten" aus den USA kennt. Und dann sind die Cops ganz nett. Aber man weiß ja trotzdem nie...
Liebe Grüße,
Mel, Rolf & Samu