Eine Woche zum Vergessen
Diese Woche ist wirklich der Wurm drin. Ehrlich gesagt, die Woche ist mehr als bescheiden. Es sind Tage, die ich am liebsten aus meinem Kalender streichen würde, denn es lief verdammt viel schief. Und jetzt sitze ich hier auf unserem Balkon immer noch verärgert, fassungslos und schockiert.
Ärger und Trauer
Kaum eine Stunde wach, war ich am Montag bereits nervlich ziemlich am Ende. Mein sonst so liebes Kind war irgendwie auf Krawall gebürstet. Ständig tat er etwas, was er nicht tun sollte und sonst auch nie tut. Doch Montagmorgen schien er einen riesen Spaß daran zu finden einfach immer genau das zu tun. In der Kloschüssel plantschen, auf den Laptop eintrommeln (auch im geschlossenen Zustand), das Trinkwasser der Katzen auf dem Parkett verteilen, im Katzenklo sandeln, usw. Ich konnte bereits am Vormittag selbst das Wort "Nein" nicht mehr hören.
Doch der Tag war ja noch lange nicht zu Ende. Während seines Mittagschlafes stellte ich fest, dass ein kompletter Blogbeitrag einfach verschwunden ist. Bitte nicht!!! Ich durchforstete alles - weg! Einfach weg! Hat es der kleine Mann in einer unachtsamen Minute von mir doch tatsächlich geschafft am PC einen kompletten Beitrag zu löschen. Anders kann ich mir es nicht vorstellen.
Doch der Ärger wurde bald in einen Schock umgewandelt. Am Abend erhielt ich einen Anruf der mir echt den Atem raubte. Ein Trauerfall. Ganz plötzlich und unerwartet. Ich konnte und kann es bis jetzt eigentlich noch nicht glauben was ich da hörte. Noch am vergangenen Donnerstagmittag hatten wir uns gesehen. Samu hatte fleißig kleine Spielsteinchen in Form von Affen, Pferden, Schildkröten gesammelt und in seine Hände gelegt.
Die Szene spielt sich immer wieder in meinem Kopf ab. Jetzt wünschte ich, ich hätte ein Bild gemacht. Samu wird sich vermutlich nie daran erinnern... Mir kullert eine Träne über die Backe. So schnell kann es vorbei sein.
Wut und Verzweiflung
Auch die nächsten Tage brachten keine Besserung. Ja, es sind zahlreiche Kleinigkeiten - im Verhältnis zum Trauerfall - die mich auf die Palme brachten, aber in der Summe machte mich einfach alles wütend. Samu hat anscheinend die "Ich-bin-bockig-Karte" für diese Woche abonniert und behielt bisher sein Gezicke bei. Wenn ich es mit anderen Kindern vergleiche ist sein Verhalten immer noch harmlos, aber jeder eben wie er es gewohnt ist. Er versucht plötzlich seine Grenzen zu testen und hat beschlossen einfach nicht zu hören. In einer Woche in der es eh nicht läuft ein absoluter Albtraum für mich.
Mitte der Woche, beim Frühstücksbrot streichen, sehnte ich mich drei Jahre in der Zeit zurück. Alles wollte ich geben um wieder mein Leben so zu führen wie ich es will. Alles. Ich wünschte mir wieder einen ziemlich fixen Job. Arbeit bei der ich gut Geld verdiene, eine gewisse Anerkennung erhalte und einfach mein Ding tun kann. Und was tat ich jetzt: Marmeladenbrot für´s Kind streichen und dem Kleinen zum 100. Mal erklären, dass die Katzen gerne selber essen und nicht gefüttert werden möchten.
Meine Nerven lagen blank. Das mag sich für viele unerklärlich anhören. Doch ich wollte einfach raus aus meiner Rolle. Raus aus dem Muttersein und rein in mein Leben. Sicherlich spielte auch die Reise nach Krakau, die wir wegen der Beerdigung absagen musste ein Rolle. Es wurde mir etwas weggenommen auf das ich mich so gefreut hatte. Eine Unternehmung mit Familie: raus aus dem Mamaalltag, rein in eine gute Zeit. Doch die war nun auch dahin. Stattdessen Trauer.
Ein Hoffnungsschimmer
Ich habe lange mit mir gehadert, die Gefühle niederzuschreiben, erscheinen sie für einige vielleicht total unlogisch oder unverständlich. Aber schreiben ist für mich eine Art damit umzugehen und ich glaube wiederum, es gibt auch Einige die mich verstehen können. Diejenigen, die die Tage kennen an denen überhaupt nichts läuft und auch diejenigen, die die Tage kennen, an denen sie gerne einfach mal aus der Mutterrolle (oder vielleicht auch aus der Paparolle) ausbrechen würden. Auch eine Mutter hatten eben mal genug davon Mutter zu sein und ich finde das darf man auch sagen.
Nachdem ich mir den Frust nun wortwörtlich von der Seele geschrieben habe, spüre ich eine gewisse Erleichterung. Und auch wenn morgen leider die Beerdigung ansteht, so finde ich langsam wieder Zuversicht. Irgendwie werden wir als Familie die Tage vielleicht dennoch genießen können...
"Die Hoffnung ist wie ein Sonnenstrahl, der in eine trauriges Herz dringt. Öffne es weit und lass sie hinein." - Christian Friedrich Hebbel.
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Regina von dastoa (Donnerstag, 01 Juni 2017 22:52)
Liebe Mel,
ich drück dich und wünsche dir mein Beileid. Im Leben haben wir leider viel nicht in der eigenen Hand. Umso wichtiger ist es, die Momente zu genießen und auszukosten, die uns Hoffnung und Freude schenken.
Ich wünsch dir, dass du den nächsten Urlaub dafür umso mehr genießen kannst.
Das aus der Mutterrolle ausbrechen kann ich dir im Moment ganz, ganz gut nachfühlen. Noch nie hatte ich dasselbe Gefühl so stark wie gestern und heute. Überall sind unsere Kinder super lieb und zu Hause sind so super kleine Monster im Moment. Ich könnte oft nur noch heulen. Ich wünsche uns beiden, dass sich die Situation bald wieder entspannt und wir das Familienleben wieder in vollen Zügen genießen können.
Liebe Grüße
Regina