Plötzlich mit Kind und Eltern im Gepäck unterwegs
Wir haben noch keine Kinder, haben es aber dennoch gewagt mit Kind im Gepäck für ein verlängertes Wochenende nach Amsterdam zu reisen.
Es wurde ein lustiger, spannender Städte-Trip mit vielen neuen Einblicken für uns Nicht-Eltern UND wir würden es sofort wieder machen.
Ein Kleinkind - wie Samu - ist definitiv kein Hindernis wenn man mit Freunden ein paar Tage unterwegs sein möchte.
Von Daniel Grimminger
Wir haben es gewagt!
Wir, das sind Juli und Dani, Anfang 30, Nicht-Eltern und ebenfalls gerne in der Welt unterwegs. Wir sind so zusagen „Hobby-Kids“-erfahren dank zweier Neffen, Patenkindern und natürlich einigen gemeinsamen Wander-Touren mit Samu. Mehrere Tage waren wir jedoch noch nie mit einer Familie unterwegs. Das hat sich nun geändert, denn wir haben es gewagt mit Kind im Gepäck auf Tour zu gehen. Und um es - für alle Nicht-Eltern wie wir - gleich vorweg zu nehmen: es hat sich gelohnt! Wir haben unsere Ziele trotz Kleinkind erreicht und konnten problemlos alle geplanten Sehenswürdigkeiten in Ruhe besichtigen. Stressig waren letzten Endes in Amsterdam nur die Radfahrer!
Noch zur Planung: Die Vorbereitungen auf den Städtetrip waren die Gleichen wie bei jedem anderen auch: was hat Amsterdam zu bieten und wie können wir alle für uns interessanten Sehenswürdigkeiten mit möglichst wenig Zeitverlust abhaken. Der Faktor Kind spielte bei der Planung eine eher untergeordnete Rolle. „Das wird schon“, war unsere Devise. Da lagen wir gar nicht so falsch – wenn auch anders als gewohnt.
Los geht´s - gut gelaunt unterwegs:
Die Reise begann wie jeder unserer Städtetrips. Am Morgen ging es ab zum Flughafen, hinein in den Flieger und los.... die Anreise hielt, vielleicht auch dank Vielflieger Samu, keine unerwarteten Hürden oder sonstigen Einschränkungen für uns bereit. Im Gegenteil – dank der unterhaltsamen und fröhlichen Art von Samu stieg unsere gute Laune über die sonstige Vorfreude weit hinaus.
Nach einem gefühlten Augenblick befanden wir uns schon mitten in den Menschenmassen auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam.
Defekt - eine weit verbreitete ätzende Krankheit
Gleich nach unserer Ankunft mussten wir jedoch wie alle Eltern auf dem Weg zur Metro die ersten Schwierigkeiten des Elterndaseins kennen lernen. Seither hatten wir Aufzüge immer links liegen gelassen. Rolltreppen oder herkömmliche Treppen stellen für uns ja kein Hindernis dar. Nicht so für Eltern mit Kind und Gepäck.
Immer auf der Suche nach einem Liftzeichen begann für uns also auch der Kampf mit Kinderwagen und Gepäck durch den von Menschen überfüllten Flughafen und später Bahnhof um dann immer wieder festzustellen – Aufzug defekt! Definitiv kein Spaß! So ging es meist zurück zu den Treppen um dann Kind, Kinderwagen und Gepäck zu transportieren. Zu viert ein Kinderspiel, zu Zweit oder gar für Alleinreisende sicherlich eine ätzende Situation.
Bisher stets in Danis Takt...
Auf unseren bisherigen Städtetrips waren die Tage meist so mit Programmpunkten vollgestopft, dass der Flair einer Stadt nur selten oder beiläufig auf uns wirkte. Ich gebe zu, dass dies zum Großteil mir, Dani, anzulasten ist – aber das ist eine andere Geschichte.
Der Ablauf war bisher immer gleich. Morgens früh raus, dann Punkt A danach mit der Bahn zu Punkt C aber unbedingt über Platz B und zwischendurch noch schnell was Heißes auf die Hand. Der Takt wurde uns von der Stadt und der Anzahl der Sehenswürdigkeiten vorgegeben. Und wofür? Dass am Ende meist noch Zeit übrig war.
Jetzt ist Samu der Dirigent!
Dies änderte sich bei unserem gemeinsamen Städtetrip. Der Takt wurde nun von Samu vorgegeben. Er war unser kleiner Dirigent. Ob uns das störte? Nein! Im Gegenteil, wir empfanden diese kleine Entschleunigung überhaupt nicht störend. Wenn man einen Grachtenring in Amsterdam entlang läuft und Samu außerhalb seines Kindewagens die Geschwindigkeit vorgibt erhascht man Dinge, die einem sonst nie auffallen würden. Man beginnt seine Umwelt viel intensiver zu betrachten. Außerdem entwickelt man schnell einen Blick für Fahrräder und Sicherheit - unglaublich wie unsicher es in Amsterdam für Kleinkinder ist...
Das Ergebnis des Dirigentenwechsels:
Unsere Ziele haben wir immer erreicht, vorbei am Koninklijk Paleis, dem Königspalast sowie De Nieuwe Kerk, die neue Kirche, hakten wir ein Punkt nach dem anderen von unserer Touri-Liste ab. Auch ein Abstecher auf ein ehemaliges Werftgelände war drin. Nach etwa 15-minütiger Fährfahrt wurde der Aufenthalt an einer wunderschönen Strandbar auf dem ehemaligen Gelände der NDSM-Werft vergleichbar mit einem Strandurlaub. Wir vergasen beim Blickt auf´s Meer, mit einem namentlich unaussprechlichen, holländisches Bier (wir sind ja Nicht-Eltern und dürfen das) total die Zeit. Samu erfreute sich in der Zwischenzeit an den Amsterdamer Hipstern, den Reggae-Klängen einer Liveband sowie dem Sand, der zum Sandeln und Sandengel machen einlud. Kurz gesagt – Begijnhoof, Van Gogh Museum und Bloemenmarkt waren weit weg!
Wenn man plötzlich wieder zu Zweit ist....
Und da war er, der Moment den wir eigentlich kannten aber nicht unbedingt vermissten. Den ersten Tag und auch den Vortag komplett mit uns verbracht (von 10 bis 20 Uhr!), hinterließ bei Samu selbstverständlich seine Spuren. Nachdem wir am dritten Tag wieder seit morgens um 10 Uhr unterwegs waren, entschlossen sich Meli und Rolf mit Samu diesen Nachmittag im Hotel zu verbringen um Samu seinen Mittagschlaf zu gönnen. Die ganzen Eindrücke müssen auch für ihn unglaublich sein. Denn es gab viele Brücken zu bezwingen, große LKWs und Straßenbahnen zu bestaunen, eine spannende Grachten-Bootstour und etlich von den von Samu so geliebten Tauben.
Mittagsschlaf für den Dirigenten - zwei Stunden zu Zweit in Amsterdam unterwegs. Freiheit! Nein, irgendetwas fehlte… Trotzdem verfielen wir in dieser Zeit schnell in unser altes Muster und hakten auf unserer imaginären Amsterdam-Liste die nächsten Touri-Punkte ab. Schnell durch den Stadtteil Jordaan, schnell der Besuch eines Marktes und schnell Gifts für die Lieben daheim kaufen. Zum Glück trafen wir nachmittags wieder auf einen mit Kräften gestärkten und ausgeschlafenen Samu um noch weiter Stadtteile Amsterdams - etwas relaxter - zu erkunden.
Gelernt: Städtetrip mit Chill-Faktor!
Es ist für viele sicherlich normal, dass ein Städtetrip nicht zwingend Hektik, Stress und Turbo-Tourismus bedeutet – vielleicht habe ich das bisher auch zu übertrieben dargestellt. Aber wenn wir etwas aus dem Kurztrip mit Samu gelernt haben, dann, dass eine Städtetour durchaus chillig sein kann, man sehr viel lacht, man mit Kind dennoch genug sieht, vielleicht sogar mehr als ohne Kind. Prioritäten werden zwar anders gesetzt aber man bekommt eine ganz neue Sicht auf die Dinge.
Zweifel, dass wir zu wenig gesehen haben und nicht alle Sehenswürdigkeiten und Museen besichtigen konnten, haben wir nicht. Aus unserer Sicht war es ein wunderschöner Vier-Tages-Trip nach Amsterdam. Wir haben viel gesehen, viel gelacht und viel gelernt. Vor allem, dass ein Kind keine Einschränkung für solch eine Tour bedeutet.
Seid Ihr auch schon als Nicht-Eltern mit Familien unterwegs gewesen? Was war Euer Eindruck? Wie hat Euch die Reise gefallen?
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