Wandern Mit Flip-Flops
Manchmal, da sind Touristen nur zu leicht zu erkennen. Entweder anhand ihrer Kleidung oder aber anhand ihres ziemlich unpassenden Verhaltens. Oftmals ignoriert man das Fehlverhalten dann einfach, schüttelt den Kopf und schlägt imaginär die Hände vor´s Gesicht. Ok, in manchen Fällen muss man auch schmunzeln oder gar herzlich in sich hineinlachen. Es gibt aber auch Momente, die gehen zu weit. Da ist mehr als Fremdschämen angesagt. Vor allem wenn Kinder dabei sind und von ihren Eltern das falsche Verhalten vorgemacht bekommen.
Egal ob auf dem Tafelberg, am Grand Canyon oder in den Alpen, es gibt sie überall: die FFMWs (die Flip-Flop-Möchtegern-Wanderer). Beim zweiten und damit schon letzten "No-Go" des Jahres muss ich mal mit erhobenem Zeigefinger auf all jene zeigen, die sich tagtäglich mit Flip-Flops oder sonstigem mehr als unpassenden Schuhwerk auf Wanderschaft begeben. Denn dabei bringen sie meist nicht nur sich selbst, sondern teils auch ihre mitwandernden Kinder und vor allem auch die späteren Helfer in Gefahr. Und diese Art von Wanderern sind definitiv keine Seltenheit, sondern leider Alltag. Sicherlich hat sie jeder von Euch schon irgendwo gesehen. Oder seid Ihr etwa vielleicht selbst auch ein Flip-Flop-Wanderer?
In diesem Jahr gab es gleich folgende drei negative Highlights:
Der Grand Canyon ist ja kein Berg...
Am Grand Canyon - egal ob South oder North Rim (vor allem aber am touristischeren South Rim) - gibt es eine Vielzahl der beschriebenen Flip-Flop-Wanderer. Zugegeben ein Großteil begibt sich immerhin nicht mit den Flip Flops bis zum Colorado River hinunter - wow (Achtung Ironie!)! Aber auch der Rand des Canyons ist bekannterweise keine Barfuß-Spielwiese oder ähnliches. Doch, wie sollte es anders sein, sind sich viele der Gefahren dort gar nicht bewusst, blenden sie aus oder ignorieren sogar noch die Ansagen der Ranger. So geschehen live vor unseren Ohren am North Rim. Eine kleine Gruppe - zum Teil FFMWs - wanderte am Rim entlang. Während zwei wenigstens noch mit festen Sandalen unter den Füßen über die Felsen kletterten, wagte sich ein Exemplar tatsächlich mit abgelatschten Flip Flops am Abgrund entlang. Während ich noch die Augen verdrehte, rief schon ein vorbeilaufender Ranger dem Herrn hinterher er solle bitte beim Klettern mit diesem Schuhwerk sehr vorsichtig sein beziehungsweise es am besten an der Stelle ganz lassen. Und was kam da dann als lachende Antwort?! "Well, the Grand Canyon is not a mountain!" Der Grand Canyon ist ja kein Berg... Sprachlosigkeit.
Badelatschen? Selbst schuld!
Wir erreichten (bei unserer Wanderung zum höchsten Punkt auf dem Tafelberg) gerade wieder das letzte Stück hinauf zum touristischen Teil des Plateaus. Dieses ist mit Ketten versehen, da man sich hier über große Felsbrocken hinaufziehen bzw. beim Abstieg festhalten muss. Sprich, hier muss ein klitzeklein wenig geklettert werden. Es ist kein großes Stück und prinzipiell auch nicht gefährlich, allerdings stockte mir da dennoch kurz der Atem. Während ich mich hinaufzog, kam uns eine Großfamilie (oder zwei Familien) entgegen. Besser gesagt: sie versuchten es, denn es waren auch kleinere Kinder dabei. Eines davon hatte tatsächlich richtige Badelatschen an. Mit diesen wackeligen Dingern an den Füßen versuchte der etwa Siebenjährige über Felsbrocken hinunterzuklettern die fast so hoch waren wie er selbst. Ein etwas älteres Mädel getraute sich in ihren Ballerina-Schühchen überhaupt nicht hinab. Innerhalb der Familie(n) schien diese Situation zu Differenzen zu führen. Als ich auf der Höhe der Mutter/Tante/Freundin oder was auch immer war motzte die erst den Kleinen auf Englisch an: "Selbst schuld, dass du die Schuhe angezogen hast!" und rief dann zur Kleinen hinauf: "Stell dich nicht so an."
Jetzt denkt sich der Eine oder Andere vielleicht: "Geht mich ja nichts an." Stimmt, aber die Stelle ist hoch genug um dass sich der Junge wirklich sehr ernsthaft bei einem Sturz hätte verletzen können. Zugleich auch noch ungünstig in einer "Senke" gelegen um das er einfach hätte gerettet werden könnte. Egal was die Eltern - komischerweise nur ein Teil auch ein FFMW - mit der Kletteraktion bezwecken wollten.... es war offensichtlich sinnbefreit.
Kletterflops am Lion´s Head
Einfach immer wieder wunderbar sind auch
die kompletten FFMWs: Wanderer die und mehr als unvorbereitet eine Tour starten. Ganz nach dem Motto: wir sind jung, fit und können alles! Gesehen am Lions Head. Er: kurze Hose, total cooles
zerrissenes Shirt - damit man auch was vom Body sieht - Chucks und eine mega geile Sonnenbrille. Ich sag´s euch - war die geil! Sie: Löchrige Jeans mit oberstylischem Gürtel,
weißes Top, ein schön frisierter Pferdeschwanz, Capi und eine fast leere 0,3 -Literflasche Wasser (war alles an Proviant was die beiden dabei hatten). Achja und... natürlich tatarataaa:
Flip-Flops! Wer den Lion´s Head nicht kennt, schaut Euch bitte kurz die Bilder hier an. Dann dürft Ihr entscheiden was
Ihr dort von einer Flip-Flop-Wanderung haltet....
Als uns das Duo entgegen kam dachte ich jedenfalls ich seh nicht recht - wow! Natürlich wissen wir nicht wie weit die beiden letztendlich hochgegangen (ich sag absichtlich nicht gewandert) sind. Wir waren gerade auf dem Rückweg und es war kurz vor der ersten Leiter (als Aufstieg gesehen) als das Pärchen uns entgegen kam. Vielleicht haben sie ja da kehrt gemacht. Keine Ahnung. Aber alleine schon so loszuziehen...sehr fragwürdig.
Fazit
Ich möchte mit diesem Text nicht mit erhobenem Zeigefinger auf all jene deuten die mal eben mit Flips-Flops aus dem Wagen steigen und ein paar Bilder machen, sondern all jene aufschrecken, die so und dann zumeist noch ohne jegliche weitere Ausrüstung (Wechselkleidung, ausreichend zu Trinken, usw.) auf Wanderschaft gehen. Damit gefährden die Personen nicht nur sich selbst, sondern wie gesagt meist auch noch die Helfer, die dann eventuell bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit noch ausrücken müssen. Natürlich kann jedem immer etwas passieren, aber so herausfordern sollte man es definitiv nicht. Doch leider ist es so, dass es immer mehr Unfälle, nicht nur am Lion´s Head oder dem Grand Canyon, sondern zunehmend auch in den Alpen gibt.
Kennt ihr auch diese Wanderer? Wo sind sie Euch schon überall auf der Welt begegnet und habt Ihr dadurch vielleicht schon sogar einen Unfall hautnah erlebt? Wie ist Eure Meinung dazu?
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Silke (Sonntag, 01 Januar 2017 17:55)
Oh jaaaa, das haben wir auch schon häufig erlebt. Zuletzt wieder am Grand Canyon, aber auch auf dem Weg zum Vernal Fall im Yosemite NP oder zur Fire Wave im Valley of Fire. Dieses Jahr hatte ich am Grand Canyon sogar das Gefühl, daß mehr Modeblogger als Hiker unterwegs waren...ich habe sehr viele Mädels in komischen Outfits und FLipflops gesehen, die Fotos für Instagram o.ä. gemacht haben und sich dabei selbst in Lebensgefahr brachten. Ein paar Mädels hatten sogar Outfits zum Wechseln dabei...an einem Grand Canyon Viewpoint???!!
Imke (Sonntag, 01 Januar 2017 19:46)
Eigentlich ist das traurig - aber schmunzeln musste ich trotzdem. Der Ganz Canyon ist ja kein Mountain, da kann man die Wander-Flip-Flops einfach anlassen ;)
Kind im Gepäck (Sonntag, 01 Januar 2017)
Ja Imke, so ging es mit auch. Ich musste lachen, aber schon erschreckend was sich so manch einer denkt. Kann mir vorstellen, dass ihr da auch schon einiges erlebt habt.
Liebe Grüße von uns!
Kind im Gepäck (Sonntag, 01 Januar 2017 20:59)
Silke, da gebe ich dir vollkommen recht. Das erlebt man leider überall zu oft.
Das mit den Modebloggerinnen ist echt krass. Verschiedene Outfits mitnehmen.... unbelievable... Aber so ist´s leider. Ich finde das schlimme halt, dass wie gesagt auch andere oft in Gefahr gebracht werden. Bißchen mehr Verantwortung wäre schön.
Viele Grüße :-D