eine Hochzeit in Las Vegas und ein FastAbsturz
Den Sonntag lassen wir entspannt angehen und halten uns nach einem Spaziergang durch den Wald erst einmal auf dem Campingplatz auf. So lernen wir die halbe Lebensgeschichte von Erica (Name geändert) kennen. Sie und ihr Mann sind die Hosts (sozusagen die Hausmeister) auf dem Platz. Da Samu mal wieder heftigst flirtet kommen wir schnell ins Gespräch. Erica erzählt uns von ihren drei Söhnen. Einer besuche sie bald, da er mit seinen Kumpels vom South zum North Rim und zurück wandern will. Sonst lebe er derzeit als Ranger im Yosemite Nationalpark. Das Vorhaben bezeichnet sie als "crazy" (verrückt). Aber so sei das Leben nun einmal. Und da sie - typisch amerikanisch - nun richtig im Redefluss ist, sprudelt es - nachdem wir ihr sagen wo wir herkommen - weiter aus ihr heraus. Einmal sei sie mit ihrem Mann in Europa gewesen. In Amsterdam. Das sei auch sehr verrückt gewesen. Vor allem als sie einen Coffe Shop besucht haben. Das wäre total abgefahren gewesen, so "wundersam bunt". "Woooow" - sie verdreht die Augen und ihr Blick spricht noch heute Bände. Wir müssen lachen.
Aber das ist nicht das einzig abgefahrene was Erica erlebt hat. Als sie mit ihrem jetzigen Mann und ihrer Mutter in Las Vegas war, versprach letztere die Hochzeit zu bezahlen wenn die beiden heiraten würden. Von einer Hochzeit war bis dato zwar keine Rede gewesen, doch ihr Gatte fand die Idee nicht schlecht und machte kurzerhand einen Antrag. Am nächsten Tag wurde geheiratet: 16 Jahre sind seitdem vergangen. Und das obwohl die (Schwieger-)Mutter in der Hochzeitsnacht im selben Zimmer schlief! Wahrlich eine irre Geschichte.
Erst gegen Abend machen wir uns auf den Weg in den Grand Canyon Nationalpark. Wir beschliesen den kurzen Nature Trail (ca. 40 Minuten/Round-Trip) - Teil des Transept Trails, rund um die Canyon Lodge zu laufen. Die Wanderung ist relaxt, aber leider mit weniger Aussichtspunkten als erhofft. Dafür mit jeder Menge Natur. Der Weg führt größtenteils durch den Wald. Eichhörnchen, Mäuse, Vögel und das Kaibab Squirrel - welches es nur auf dem Kaibab Pateau gibt! - kreuzen unseren Weg.
Zurück an der Canyon Lodge eröffnet sich dann aber wieder ein unglaubliches Panorama. Obwohl der Anblick eigentlich stark dem am Bright Angel Point gleicht, ist es als ob sich etwas ganz neues vor einem auftut. Der Rundweg führt uns weiter bis zum Bright Angel Trail. Genau hier haben wir vor zwei Abenden zum ersten Mal den Anblick des Grand Canyon vom North Rim aus genossen und genau mit diesem Anblick wollen wir auch unseren Trip zum North Rim beenden. So suchen wir uns ein Plätzchen um den letzten Abend mit Sonnenuntergang zu genießen.
Auf einer Felsformation machen wir es uns mit einem Bier und Hirsekringel für Samu gemütlich. Es ist sehr windig und je tiefer die Sonne steht umso frischer wird es natürlich. Als wir Samu wärmer anziehen passiert es! Die kurze Hose wird von einer Windböe erfasst und zur Rimkante getragen, die Hirsekringel fliegen elegant hinterher. Papa schaut noch verdutzt, da hat Mama schon instinktiv zur Rettung angesetzt - die neue, schöne kurze Hose! Einige umstehende Touristen blicken verdutzt auf die Szenerie: die wird doch nicht.... Oh, doch! Mama wird!!! Ohne sich großartig Gedanken zu machen, hat sich Mama nach vorne gestürzt um wagemutig die Hose und Hirsekringel zu retten. Die letzten Zentimeter nähert sie sich allerdings doch lieber auf alle Vieren. Sie macht sich lang und länger... und schnappt sich die Hose - geschafft. Beeindrucktes Kopfnicken und Applaus der Umstehenden. Genau in dem Moment allerdings der nächste Windstoß und die Hirsekringel tänzeln etwa einen halben Meter tiefer auf einen Vorsprung. "Vergiss die Kringel", hat Papa noch nicht einmal ausgesprochen, da ist Mama schon wieder in Aktion. Sie hat einen Weg ausgemacht sich auch hier hinzurobben. Die Tüte liegt nur noch etwa zur Hälfte auf dem Felsen und kurz bevor die nächste Böe Samus Snack ganz in die Tiefe des Grand Canyon weht, greift Mama beherzt zu - Tatataaa!
Mit breitem Grinsen kommt Mama zurück: alles gerettet! Papa sieht ein wenig bleich um die Nase herum aus... Doch schnell ist die Aufregung vergessen. Wir genießen entspannt den herrlichen Sonnenuntergang am Grand Canyon North Rim. Eines ist uns jetzt klar: wir kommen wieder! Auf Wiedersehen Grand Canyon!
P.S.: Leider gibt es kein Bild von Mamas atemraubender Aktion, da Papa leider nicht an das Fotografieren gedacht hat :-)
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Chris (Montag, 17 Oktober 2016 19:52)
Hey ihr drei :)
Die Erica hört sich ja echt lustig und ein wenig verrückt an. Aber genau diese Geschichten machen das Reisen für mich so besonders. Man lernt so unheimlich viele nette, inspirierende und manchmal auch leicht verrückte Menschen kennen!
Und deine Geschichte ist auch nicht ohne...so mutig Hose und Snack am Rande des Grand Canyon retten. Respekt!
Liebe Grüße aus Nicaragua
Chris
Kind Im Gepäck (Montag, 17 Oktober 2016 22:30)
Hey Chris,
ja das ist wunderbar solche Leute unterwegs zu treffen! Ich freu mich immer wieder auf solche Leute zu treffen. Das ist so wahnsinnig spannend.
Ach und die Hose und der Snack, das war irgendwie instinktiv.... Ich kann doch den wunderschönen Grand Canyon verschmutzen ;-) Ich hab eigentlich erst hinterher bemerkt wie´s da runter ging...
Liebe Grüße an euch!
Mel