Von fliegender Salami und einem langen Tag im Wohnmobil
Die Nacht war, nennen wir es mal "frisch", aber immerhin etwas erholsam nach der ewigen Anreise. Irgendwann waren wir aufgewacht, weil wir gefühlt Eisbrocken waren. Wir schalteten die Heizung an und warteten ab. Es wurde mollig warm, doch kaum war die Heizung aus, wurde es wieder richtig kalt. Wir getrauten uns allerdings nicht, die Heizung die Nacht über laufen zu lassen. Was wenn die Batterie des Campers am Morgen leer ist? Nein, da froren wir lieber. Wir wickelten unseren Zwerg in eine weitere Decke und kuschelten uns alle eng aneinander.
Eigentlich hatten wir geplant etwas vom Rocky Mountain Nationalpark zu sehen. Doch heute liegen richtig viele Kilometer vor uns und außer einem Rundgang über den Campingplatz bleibt leider keine Zeit. Mindestens 270 Meilen (ca. 430 Kilometer), maximal 490 Meilen (ca. 780 Kilometer) wollen wir heute nämlich zurücklegen. Sprich rund 4 bis 8 Stunden Fahrt. Hört sich zwar nach nicht allzu viel an, doch es wird mehr als ausreichend werden. Glücklicherweise haben wir keinen Stellplatz für die Nacht vorgebucht, denn der Tag wird wieder einmal ganz anders verlaufen als geplant...
Wir schlängeln uns die Big Thompson Canyon Road in Richtung Loveland entlang. Hin und her und hin und... urplötzlich fliegen mir Butter, einzelne Salamischeiben, die Käse-Packung und ein paar Bierdosen um die Ohren! Wow! Eine schießt nur knapp an Samus Babyschale vorbei und kullert dann in den Fahrer-Fußraum. Verdammt, wir hatten den Kühlschrank nicht richtig geschlossen! Ein typischer Anfängerfehler - wie peinlich.
Und dann legt Papa auch noch eine Vollbremsung hin: "Da ist eine Haltebucht." Und schwups schießen zwei Flaschen Coke hinterher.
Da sitzen wir nun zwischen unserem Essen. Samu schaut erheitert durch das Wohnmobil - wir atmen erst einmal tief durch. Puh. Leise erinnere ich mich an die Worte der Dame von der Vermietung: "Always check if the fridge is closed." Oh man, wir wieder....
Wir nehmen es gelassen und sammeln wieder alles zusammen. Der Kühlschrank fast leer, alle Vorräte schon draußen - warum denn nicht gleich ein Brot schmieren?! Für den Papa kommt die erste Pause ganz gelegen, dabei sind wir noch nicht einmal eine Stunde unterwegs, aber die 40 Meilen bis Loveland ziehen sich schon wieder.
Letzten Endes sind wir wieder viel länger als die von Google eingeplante eine Stunde unterwegs bevor es auf die Interstate Richtung Norden geht. Jetzt läuft's aber, oder!?Naja, schneller als 60 Meilen packt das Wohnmobil nicht wirklich. Und verständigen können wir uns auch nicht mehr. Es wird einfach zu laut im Fahrerraum.
Wir fahren und fahren und fahren und fahren. Colorado und Wyomings Weiten schläfern uns ein. Leider nur uns. Denn Samu hat irgendwann keine Lust mehr auf seine Babyschale. Er schreit. Uns ist auch zum Schreien. Doch wir haben noch ein gutes Stück und schreien hilft da nicht. Ich versuche den Kleinen zu besänftigen und abzulenken. Doch irgendwann weiß ich selbst nicht mehr was ich tun soll. Wir halten auf einem Seitenstreifen. Wir haben genug.
Seit Stunden fahren wir immer gerade aus und kommen nicht voran. Jetzt stehen wir da und auf sechs Spuren brettern Autos an uns vorbei. Wir wollen unbedingt noch bis Casper kommen. Doch wie? Der Kleine brüllt schon beim Anblick des Sitzes. Wir entscheiden uns für eine nicht Polizei-taugliche Lösung. Wir wollen nur weiter und dem Baby gefällt's. Und so fahren und fahren wir weiter, und weiter, und weiter....
Um kurz nach 18 Uhr erreichen wir endlich Casper. Wir entscheiden uns kurzerhand für den KOA Bar Nunn als Übernachtungsplatz. Und das stellt sich als gute Entscheidung heraus. Es sind genügend Stellplätze frei und wir haben eine gesamte Reihe für uns. Nach gut 7 Stunden Reisezeit und lediglich 270 zurückgelegten Meilen wollen wir aber eh nur noch essen und dann ins Bett.
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