Bergwandern mit Baby
Jetzt war es also soweit. Wir hatten beim Frühstück sozusagen ausgeknobelt, dass ich mir den kleinen Mann zuerst umschnallen werde. Nach den nicht gerade Mut machenden gestrigen Schilderungen und Suchergebnissen im Netz, war es meinem Mann offensichtlich nicht so ganz geheuer das Baby zu nehmen. "Bei Mama fühlt er sich bestimmt geborgener und sicherer", hatte er großartig argumentiert und dabei äußerst lieb gelächelt.
Tja, dann musste ich eben herhalten. Zugegeben, nach all dem Gelesenen war ich schon etwas aufgeregt. Schließlich hatten wir den großen Twinliner - die doppelstöckige Bergbahn- ja nicht für uns alleine. Leider, wie ich mir zum ersten Mal dachte. Bisher war Bergbahnfahren wie S-Bahn-Fahren gewesen. Man zieht ein Ticket, steigt ein und fährt. Aber jetzt kreisten etliche Fragen in meinem Kopf in der Endlosschleife umher: Schreit er gleich die gesamte Gondel zusammen? Wie bekomme ich ihn dann beruhigt? Was könnte im schlimmsten Fall passieren?
Beim Betreten der Gondeln bebte der Boden. Aber es war ja normal, das es etwas schwankte, beruhigte ich mich. Vielleicht zitterten auch einfach etwas die Knie. Es fühlte sich einfach unpassend an und Samu ließ seinen kleinen Kulleraugen vorsichtig umherschweifen. Ohje, schreit er etwa schon vorher? Oder sucht er sich grad das beste Anschreiobjekt aus? Ich lächelte freundlich alle Mitbergbahnfahrer an. Ein sympathisches Klima schaffen konnte nicht falsch sein. Ich stellte mich dann direkt an die Türe, wobei dies ziemlich sinnlos war. Ging es erst einmal los wäre vorher aussteigen etwas kompliziert geworden.
Und kaum ging´s dann los schloss der Kleine die Äuglein. Langsam ging es höher und höher. Ich verspürte den obligatorischen leichten Druck in den Ohren, wünschte mir er wäre nie da gewesen und wartete auf die Reaktion unseres kleinsten Mitfahrers. Verschlafen öffnete er kurz die Augen, vielleicht weil ich auch unterbewusst in diesem Moment den Atem anhielt... und schlummerte dann genüsslich wieder ein. Kein Gemecker, einfach nichts. Ruhe. Er schlief. Die Spannung fiel allerdings trotzdem erst von mir ab als wir fünf Minuten später die Bergstation, den Alp Trider Sattel, auf 2380 Metern erreichten und ausstiegen.
Super, jetzt konnte es ganz entspannt mit dem Wandern losgehen. Mit dem Sessellift ging es zwar zunächst noch einmal ein paar Meter bergab, aber
dann machten wir uns zu Fuß endgültig auf unsere geplante Route (siehe Tag 1).
Die Wanderung war toll. Die erste Stunde verpennte der Zwerg komplett. Dann, hin und wieder schaute er mal hervor, entschied sich aber doch wieder relaxt den Kopf an meine Brust zu legen und weiterzuschlafen oder jedenfalls so zu tun. So kamen wir super voran und legten erst zur Essenszeit des Kleinen einen Stopp auf einer Bank mit toller Aussicht ein.
Jegliche anfänglichen Bedenken waren inzwischen komplett verflogen und wir genossen einfach die Zeit zu dritt auf dem Berg. Dadurch das Samu die Nahrung noch direkt von mir - sozusagen wahre Hausmannskost - bekam war diese auch heil auf den Berg gekommen und in optimaler Trinktemperatur bestens für seinen großen Hunger vorbereitet.
P.S.: Glücklicherweise war die Samnauner Bergwelt zu dem Zeitpunkt nicht hoch frequentiert und so konnte er gar ganz in Ruhe ohne Beobachtung, außer vielleicht von einem Geißbock, gestillt werden.
Nach der Pause führte uns der Weg weiter bergab ins Tal. Der Zwerg schlummerte derweil, nun bei Papa, wieder vor sich hin.
Nach etwas mehr als vier Stunden war es geschafft. Wir erreichten das Tal. Noch schnell im Supermarkt mit dem Einkauf versorgt, dann ging es mit dem Bus zurück zum Monolith.
By the way: das war Samus erste Busfahrt :-)
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